Manuskript

Plastikmüll – ein ganz normales Handelsgut?

Kunststoffabfälle aus Europa werden zum Recyceln ins Ausland exportiert. Doch dort verschmutzen sie oft die Umwelt. Eine Reederei will das ändern und keinen Plastikmüll mehr transportieren. Das ist jedoch die Ausnahme.

Am Ufer des Ciliwung-Flusses nahe der indonesischen Hauptstadt Jakarta liegen alte Joghurt- und Suppenbecher, Plastikflaschen und Plastiktüten. Das sind Folgen des Geschäfts mit dem Plastikmüll. Er wird als wiederverwertbarer Rohstoff aus Europa nach Indonesien und in andere Länder exportiert – eigentlich zum Recyceln. Aber viele Kunststoffabfälle gelangen trotzdem in die Umwelt.

Damit sich das ändert, ist seit Januar 2021 der Export von Plastikmüll aus der EU, der sich nicht einfach recyceln lässt, verboten. EU-Firmen dürfen nur noch saubere und gut sortierte Kunststoffabfälle exportieren. Nun hat die drittgrößte Containerreederei der Welt, die französische CMA CGM, angekündigt, ab Juni 2022 keinen Plastikmüll mehr zu transportieren.

So schnell wird das Geschäft mit dem Plastikmüll aber nicht zu Ende sein. Viele Reedereien halten Kunststoffabfälle für eine legitime Fracht. Für den Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) ist Plastik ein wertvoller Rohstoff, der Plastikmüll ein normales Handelsgut. Der BDE ist davon überzeugt, dass die meisten Exporte ordentlich sortiert sind und in den Zielländern auch aufbereitet werden.

Umweltschützer Jim Puckett findet aber, dass es kaum möglich ist, Plastikmüll aus Haushalten so gut zu sortieren, wie es für den legalen Export nötig ist. Er hält Plastik auch nicht für einen wertvollen Rohstoff – unter anderem wegen umweltschädlicher Zusätze. Manfred Santen von Greenpeace meint, dass man sich im eigenen Land um den Müll kümmern sollte: „Deutschland rühmt sich, alles Mögliche technisch in den Griff zu bekommen. Da müsste es auch in der Lage sein, die Abfälle zu recyceln, die hier anfallen.“