Zum 65. Jubiläum: "Wandel als Chance" für DW Arabisch

Am Anfang war das Radio – und mit einer täglichen, zunächst 20-minütigen Sendung aus Nachrichten, Berichten, Presseschau und Kommentaren begann am 1. April 1959 der Sendebetrieb von DW Arabisch. "Das ist die Stimme der Bundesrepublik Deutschland, die Sie zum ersten Mal auf Arabisch anspricht," verkündete der Moderator, gefolgt von einer Ansprache des damaligen Intendanten Dr. Otto Wesemann über den Auftrag der DW: "Man kann sich nicht verständigen, wenn man sich zuvor nicht kennt. Was Sie in unserem arabischen Dienst hören werden, soll ungefähr ein Abbild der Wirklichkeit sein. […] Damit möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, sich selbst ein Urteil über unser Land und dessen Stellung zur arabischen Welt zu bilden."

Innerhalb eines Jahres wurde das arabische Programm der DW auf eine tägliche 45-Minuten-Sendung ausgeweitet. Zum Silbernen Jubiläum 1984 sendete die Deutsche Welle auf Arabisch bereits drei Sendeblöcke täglich mit insgesamt 240 Minuten Programm via Kurz- und Mittelwelle in 21 Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas. 35 arabischsprachige Mitarbeitende aus Syrien, Libanon, Jordanien, Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko sowie deutsche Redakteur*innen produzierten die damaligen Inhalte. 

Moderatorin Maissun Melhem mit Egon Bahr
Moderiert von Maissun Melhem und Ahmed Abida begleitete die Talkshow "Gast der Woche" den Arabischen Frühling. Zu Gast war hier Egon Bahr.null Maissun Melhem/DW

Begleitung des Arabischen Frühlings im TV 

Nach den Attentaten des 11. September in den USA und den darauffolgenden Kriegen übernahm die DW den Auftrag, den Dialog zwischen den beiden Welten zu fördern, und verstärkte ihre Medienpräsenz in der Region. 2002 öffnete DW-TV in Berlin ein zunächst dreistündiges Programmfenster auf Arabisch via Nilesat – mit untertitelten Nachrichten, Magazinen und Talkshows. 2004 wendete sich DW-WORLD.DE mit ihrer arabischen Seite an junge Multiplikator*innen: Studierende, Journalist*innen, junge Politiker*innen und Aktivist*innen. Ein Jahr später konnten Zuschauer arabisch moderierte Nachrichten verfolgen. 

Als die Proteste des Arabischen Frühlings ausbrachen, begleitete sie der arabische Dienst mit einer Reihe von journalistischen Produktionen und wurde damit eine wichtige Informationsquelle und Diskussionsplattform für liberale, westlich orientierte Millennials in der arabischen Welt. 

"DW Arabic steht nicht nur für journalistische Exzellenz, sondern auch für ein besseres Verständnis zwischen Deutschland, Europa und der arabischen Welt", so DW-Intendant Peter Limbourg. 

Eine Redaktion erfindet sich neu 

Seit ihrer Gründung ist die Arabisch-Redaktion enorm gewachsen und hat einige grundsätzliche Umbrüche erlebt. Der Radiodienst in seiner klassischen Form wurde inzwischen eingestellt und neue Formate entstanden, um die heranwachsende Gen Z dort zu erreichen, wo sie zu finden ist: Online und auf Social Media. Doch die junge, digital affine Gesellschaft der Region Nahost und Nordafrika ist den "alten" Medien dennoch treu geblieben: DW Arabia erreicht die Menschen in der Zielregion weiterhin auch über lineares Fernsehen, durch Partnerschaften vor Ort und via Radio. 

Jan Kuhlmann
Jan Kuhlmann, Leiter der Hauptabteilung MENAnull Michael Kappeler/dpa

Jan Kuhlmann, Leiter der Hauptabteilung, sieht in diesem Wandel eine Chance: "Wir werden etablierte Genres und Arbeitsweisen nicht aufgeben, wohl aber weiterentwickeln und an die On-Demand-Produktion anpassen müssen. Ich sehe das vor allem als Chance, viel mehr Menschen erreichen zu können, als das bisher möglich war." Aktuell erreicht das arabischsprachige Programm 38 Millionen wöchentliche User Contacts und gehört damit zu den Top 3 der insgesamt 32 DW-Sprachangebote.