Prostitution – ein Job wie jeder andere?

Sexarbeit ist in Deutschland legal. Aber die Arbeit von Prostituierten ist nicht gut angesehen, und die Arbeitsbedingungen sind oft schlecht. Ein neues Gesetz soll Prostituierte besser schützen.‎

Prostitution ist in Deutschland ein regulärer Beruf, seit 2002 das Prostitutionsgesetz in Kraft getreten ist. Seitdem können Prostituierte fest angestellt werden und sich sozialversichern. Eine wissenschaftliche Evaluation des Gesetzes, die vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben worden ist, zeigt jedoch, dass nur wenige Prostituierte eine gesetzliche Altersvorsorge haben. Auch Festanstellungen haben sich im Milieu nicht durchgesetzt.

Das Prostitutionsgesetz richtet sich an Frauen und Männer, die freiwillig sexuelle Arbeit anbieten. Es ist eins der liberalsten der Welt. Kritiker des Gesetzes glauben jedoch, dass dadurch die Zahl der Menschen, die zur Prostitution gezwungen werden, zugenommen hat. Sie fordern deshalb ein Verbot von Prostitution in Deutschland. Der Untersuchungsbericht konnte dies jedoch nicht bestätigen. Er macht deutlich: Das Gesetz hat nicht dazu geführt, dass Menschenhandel und andere Verbrechen im Milieu weniger wurde. Es hat beides aber auch nicht vergrößert.

Auch in der Gesellschaft glauben viele Menschen, dass Prostituierte oft zur Sexarbeit gezwungen werden. Mechthild Eickel von Madonna, einem Verein, der Sexarbeiterinnen berät, meint jedoch: „Viele Frauen arbeiten unter sehr schwierigen Bedingungen. Aber sie entscheiden sich dafür.“ Auch Migrantinnen sind nicht nur Opfer, betont Eickel.

Obwohl die Prostitution in Deutschland legal ist, ist sie doch kein Job wie jeder andere. Das liegt zum Beispiel daran, dass Prostituierte oft von anderen Menschen verachtet werden. Außerdem gibt es keine Arbeitsstandards, die für den Beruf gelten. Die Bundesregierung diskutiert Anfang 2015 über ein neues Gesetz, das Prostituierte besser schützen soll. Vorgesehen sind zum Beispiel eine Kondompflicht und medizinische Beratungen für Prostituierte.


Glossar

Prostitution (f., nur Singular) – die Tatsache, dass jemand sexuelle Leistungen für Geld anbietet (auch: die Sexarbeit; Person: die/der Prostituierte)

(gut/schlecht) angesehen – so, dass jemand eine positive/negative Meinung über jemanden/etwas hat

regulär – normal; mit bestimmten Regeln

in Kraft treten – wirksam werden; gültig werden

freiwillig – so, dass man nicht gezwungen ist, etwas zu tun

fest angestellt – so, dass jemand einen bestimmten Arbeitsvertrag hat (Substantiv: die Festanstellung)

sich sozialversichern – Geld zahlen, damit man bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter Geld bekommt

Evaluation, -en (f.) – die Untersuchung von etwas, um es zu bewerten

Altersvorsorge, -n (f.) – hier: die Einzahlung von Geld, damit man später Rente bekommt

Milieu, -s (n.) – hier: im Arbeitsbereich → Prostitution

sich durch|setzen – hier: normal werden

sich an jemanden richten – für jemand Bestimmtes gemacht sein

liberal – hier: tolerant; offen

Menschenhandel (f., nur Singular) – die Tatsache, dass Menschen entführt und im Ausland verkauft werden

Migrant, -en/Migrantin, -nen – jemand, der sein Land verlässt, um in einem anderen zu leben

jemanden verachten – eine sehr schlechte Meinung über jemanden haben

Arbeitsstandard, -s (m.) – die Regeln, die für einen Beruf gelten

vorgesehen – geplant

Kondompflicht (f., nur Singular) – das Verbot, ohne Kondom Sex zu haben


Fragen zum Text

1. Was steht im Text? Was hat sich seit 2002 für Prostituierte in Deutschland geändert?
a) Sie müssen alle fest angestellt sein.
b) Sie können eine Altersvorsorge bekommen.
c) Sie müssen Steuern zahlen.

2. Das Prostitutionsgesetz ...
a) hat die Arbeitsstandards im Prostituierten-Milieu verbessert.
b) hat dazu geführt, dass mehr Migrantinnen als Prostituierte arbeiten.
c) ist für die Sexarbeiter eingeführt worden, die diese Arbeit machen wollen.

3. Was steht im Text? Sexarbeit ist kein Job wie jeder andere in Deutschland, weil ...
a) viele Menschen in Deutschland eine schlechte Meinung von Prostituierten haben.
b) nur wenige Menschen in Deutschland diese Arbeit machen wollen.
c) man mindestens 21 Jahre alt sein muss, um ihn machen zu dürfen.

4. Die Regierung hat … entschieden, über ein neues Gesetz zu diskutieren.
a) sie
b) ihnen
c) sich

5. Wenn ich eine feste Anstellung habe, muss ich … nicht extra sozialversichern.
a) mich
b) mir
c) sich


Arbeitsauftrag
Überlegt, was ein Gesetz festlegen müsste, damit es Prostituierte wirklich schützt. Diskutiert in Kleingruppen und stellt eure Ergebnisse im Kurs vor. Findet im Internet heraus, was Kritiker über das Prostituiertenschutzgesetz denken.