Rassismus bei der Polizei – auch in Deutschland ein Problem?
Nach dem Tod von George Floyd protestieren nicht nur in den USA Menschen gegen Polizeirassismus. Auch in Deutschland gibt es schon lange die Forderung, die Polizei besser zu kontrollieren.
Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland sind in den letzten zwanzig Jahren Menschen mit nichtweißer Hautfarbe im Zusammenhang mit Polizeigewalt gestorben: 2001 zwangen Hamburger Polizisten Achidi John aus Nigeria, ein Brechmittel zu nehmen, an dem er starb. 2005 verbrannte Oury Jalloh aus Sierra Leone in einer Polizeizelle in Dessau. 2016 erschossen Polizeibeamte Hussam Hussein aus dem Irak. Diese drei sind die bekanntesten Opfer, aber sie sind nicht die einzigen.
Für Menschen mit dunkler Hautfarbe gehört Diskriminierung durch die Polizei zu ihrem Alltag. Sie werden zum Beispiel besonders oft auf der Straße kontrolliert. Sylvie Nantcha, CDU-Politikerin und Vorsitzende von TANG (The African Network of Germany) sagt: „Die afrikanische Community hat noch nicht die Erfahrung gemacht, dass die Polizei da ist, um sie zu schützen, sondern sie hat eher den Eindruck, dass die Polizei da ist, um sie zu verdächtigen.“ Für Beschwerden ist die Polizei selbst zuständig, also können sich Betroffene kaum wehren.
Sowohl konservative Politiker als auch Vertreter der Gewerkschaft der Polizei (GdP) wehren sich gegen den Vorwurf des Rassismus in der Polizei. Auch das Bundesinnenministerium spricht von Einzelfällen. Rafael Behr dagegen, früher Polizist und heute Professor an der Akademie der Polizei in Hamburg, findet die Zahl der Fälle zu hoch, um von Einzelfällen auszugehen. Er fordert einerseits mehr Antidiskriminierungstraining schon während der Ausbildung und andererseits regelmäßige Fortbildungen zu dem Thema für fertig ausgebildete Polizisten.