Manuskript

Rassistische Diskriminierung macht krank

Blicke, Sprüche, negative Erfahrungen bei der Job- und Wohnungssuche: Rassistische Diskriminierung stellt eine große Belastung für Betroffene dar – und kann psychisch und körperlich krank machen.


Meryam Schouler-Ocak kennt diese Blicke: „Neulich in der Bahn saß ich zwei älteren Damen gegenüber, die mich die ganze Zeit von oben bis unten gemustert und angestarrt haben“, erzählt sie. Vielleicht ein Fleck oder ein offener Knopf, dachte sie, doch da war nichts. Sie ist lediglich dunkelhaarig, und sie ist türkischstämmig.

Solche Blicke bezeichnet man ebenso wie diskriminierende Sprüche, respektloses oder aggressives Verhalten als Mikroaggressionen. „Viele Menschen mit Migrationshintergrund, dunkler Haut- oder Haarfarbe erleben sie fast täglich“, so Schouler-Ocak, die sich als Ärztin und Professorin für interkulturelle Psychiatrie mit dem Thema beschäftigt. Hinzu kommt struktureller Rassismus. Oft haben Betroffene beispielsweise Nachteile bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche.

„Rassistische Diskriminierung hat einen signifikanten Effekt auf die Gesundheit“, so Schouler-Ocak. Ängste, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen, Suchterkrankungen oder Psychosen können die Folge sein. Der durch die Diskriminierung erlebte Stress kann außerdem zu körperlichen Problemen wie Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. „Schwangere haben ein höheres Risiko für Frühgeburten und Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht“, berichtet die Ärztin. Laut einer Studie des Fachmagazins „Lancet Psychiatry“ ist auch die Sterblichkeit unter den Betroffenen höher.

Die Verantwortung dafür ist auch in der Gesellschaft zu suchen: „Rassismus und rassistische Strukturen sind historisch gewachsen und deshalb auch eng mit der Gesellschaft verwachsen“, erklärt Schouler-Ocak. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International schreibt: „Ob gewollt oder ungewollt – die meisten weißen Menschen handeln im Alltag rassistisch.“ Der Kampf gegen rassistische Diskriminierung sollte daher im eigenen Alltag beginnen.

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