Manuskript

S-Bahn gefährdet Mahnmal für Sinti und Roma

In Berlin erinnert ein Mahnmal an Hunderttausende Sinti und Roma, die von den Nazis ermordet wurden. Nun soll das Mahnmal für unbestimmte Zeit entfernt werden, weil dort eine S-Bahnstrecke gebaut wird.

Nicht weit vom Berliner Reichstag liegt das Mahnmal für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma: ein rundes Wasserbecken mit einem Dreieck in der Mitte. Das Dreieck erinnert an das Symbol auf der Kleidung, die Sinti und Roma in den Konzentrationslagern tragen mussten. Wie viele von ihnen in den Lagern ermordet wurden, weiß man nicht genau, aber man schätzt, dass es bis zu 500.000 Menschen waren.

Erst Jahrzehnte später wurde der Völkermord an den Sinti und Roma öffentlich wahrgenommen. Das Mahnmal in Berlin entstand im Jahr 2012. Aber nun soll es für unbestimmte Zeit entfernt werden, weil die Stadt Berlin an dieser Stelle eine neue S-Bahnstrecke bauen will. Was viele Sinti und Roma besonders wütend macht: Der Bau wurde geplant, ohne mit ihnen darüber zu sprechen.

Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats der deutschen Sinti und Roma, suchte schließlich das Gespräch mit der Deutschen Bahn. Niemandem dort war klar, dass die Bauarbeiten für Sinti und Roma ein Problem sein könnten, erzählt er. Nach Protesten in Berlin und im Internet hat die Deutsche Bahn versprochen, dass das Mahnmal bleibt.

Roxanna-Lorraine Witt, deren Großmutter drei Geschwister durch die Nazis verloren hat, hat die Proteste mitorganisiert. Sie findet es unglaublich, dass der Schutz des Mahnmals nicht selbstverständlich ist: „Das Mahnmal ist eine Grabstätte für die Menschen, deren Asche noch in Auschwitz verweht. Das ist etwas Heiliges, nicht nur für Roma und Sinti, sondern für alle Menschen.“