Manuskript

Schlechte Perspektiven für Forscher

Unter dem Hashtag #IchbinHannah drücken Forscherinnen und Forscher ihren Ärger über die Arbeitsbedingungen an deutschen Universitäten aus. Schuld ist ein Gesetz, das eigentlich mehr Jobs schaffen sollte.

Befristete Arbeitsverträge und nach zwölf Jahren Schluss mit der Karriere: Das ist die Perspektive vieler Forscherinnen und Forscher in Deutschland. Nur 13 Prozent hatten 2019 eine Festanstellung. Ein Grund dafür: Seit 2007 darf wissenschaftliches Personal an Hochschulen nur noch zwölf Jahre befristet beschäftigt werden; danach müsste ein unbefristeter Vertrag kommen. Und genau das war eigentlich das Ziel des Gesetzes.

„Das ist aber natürlich nach hinten losgegangen“, sagt Dr. Kristin Eichhorn von der Universität Paderborn. Denn das Gesetz hat dazu geführt, dass die Leute gar nicht mehr eingestellt werden. Viele empfanden daher ein Video des Bundesministeriums für Bildung und Forschung als Hohn: Darin qualifiziert sich die fiktive Doktorandin Hannah mit Befristungen immer weiter, ohne das System mit einer Festanstellung „zu verstopfen“. Als Reaktion entstand der Hashtag #IchbinHannah, in dem Forscher ihren Ärger über den Film ausdrücken – und über die schlechten Arbeitsbedingungen.

„In anderen Ländern können Forschende bis zur Rente befristet arbeiten. Das ist nicht schön, aber sie müssen wenigstens nicht aus dem System ausscheiden“, so Eichhorn. In Deutschland ist die einzige Perspektive oft eine Professur. „Die Chancen dafür sind aber nicht gut. In manchen Fächern kommen auf eine Professorenstelle 200 Bewerbungen“, erzählt sie. „Forschende wissen heute oft bis ins fünfte Lebensjahrzehnt nicht, ob sie auf Dauer in der Wissenschaft bleiben können.“

Für Eichhorn liegt das Grundproblem in der Finanzierung der Universitäten. In Deutschland kommen 50 Prozent des Geldes von den Bundesländern. Die andere Hälfte ist projektgebunden und kommt zum Beispiel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Stellen, die so entstehen, sind ebenfalls projektgebunden und damit befristet. Auch Kristin Eichhorn hat bisher keine feste Stelle. „Mein aktueller Vertrag läuft bis Ende September“, sagt sie und hofft, dass es danach irgendwie weitergeht.   

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