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Serious Games: spielen, um zu lernen

Mit Serious Games werden Lerninhalte auf spielerische Art und Weise vermittelt. Die Kombination aus Didaktik und Gamedesign stellt Entwicklerteams vor besondere Herausforderungen – auch im Sprachlernbereich.

Ein breiter Gang mit vielen Menschen und Plakaten von Computerspielen.

Wie lernt man am besten eine Fremdsprache? Dazu gibt es verschiedene Meinungen: Während die einen lieber mit Textbuch und Vokabelheft lernen, nutzen die anderen Online-Materialien und Vokabeltrainer. Man kann aber auch ganz anders lernen – mit Serious Games zum Beispiel, also mit Computerspielen, die auf spielerische Weise Lerninhalte vermitteln. Dabei taucht man direkt in eine Lernwelt ein und probiert dort seine neu erworbenen Sprachkenntnisse aus. 

Der Markt für Computerspiele ist groß. Über 100 Milliarden Euro Umsatz erzielte die Branche weltweit allein 2023. Serious Games machen hierbei jedoch nur einen kleinen Anteil aus. Auch auf der diesjährigen Gamescom in Köln bilden Unterhaltungsspiele die deutliche Mehrheit. Aber das Interesse an bildungsrelevanten Spielen und Spielen mit Bildungsinhalten besteht – zum Beispiel an Spielen, in denen geschichtliche Ereignisse aufgegriffen werden oder historische Orte erkundet werden können.

Linda Kruse von „the Good Evil“ hat sich mit ihrer Firma auf Serious Games spezialisiert und stellt ihre Spiele auch auf der Gamescom 2024 vor. Damit können zum Beispiel Kinder Englisch lernen oder sich Schülerinnen und Schüler auf ein Berufspraktikum vorbereiten. Sie erklärt im Interview mit der DW, dass Entwicklerteams bei der Erstellung dieser Spiele vor besonderen Herausforderungen stehen. Um den Lernerfolg sicherzustellen, arbeitet ihr Team zum Beispiel eng mit Pädagoginnen und Pädagogen, Didaktikspezialistinnen und -spezialisten oder Psychologinnen und Psychologen zusammen. Bei Spielen zum Sprachenlernen komme zudem eine oft aufwendige Audioproduktion hinzu, die sehr kostenintensiv sei: „Alles, was mit Sprache zu tun hat, ist sofort viel teurer. Man hat Dialoge, die müssen eingesprochen werden. Und man braucht eine Narration, und die ist aufwendiger herzustellen.“ 

Bild von Linda Kruse (Quelle: tge)
Linda Kruse hat das Game-Studio "the Good Evil" gegründet.null tge

Bei spielerischen Methoden zum Sprachenlernen denkt man oft an bekannte Sprachlern-Apps, die seit Jahren auf dem Markt erfolgreich sind. Darauf angesprochen bemerkt Kruse, dass diese zwar Spielelemente beinhalten würden, die Lernende motivieren sollen. Jedoch liege der Vorteil von Serious Games zum Sprachenlernen im Gegensatz zu den Apps vor allem darin, dass Spielende sich in speziellen Szenarien wiederfänden, die bestimmte kontextabhängige Sprachkompetenzen vertieften, während die Spielenden Geschichten erlebten. Solche Situationen seien nah an der Realität der Lernenden und steigerten die Lernmotivation.

Trotz der geringen Marktanteile von Serious Games im Vergleich zu anderen Computerspielen blickt Kruse zuversichtlich in die Zukunft. KI könnte zukünftig dabei helfen, die Entwicklung von Serious Games noch effektiver und wirtschaftlicher zu machen, so Kruse. Zum Beispiel durch die automatisierte Erstellung realistischer Dialoge und Audios.

Insgesamt ändert sich beim Sprachenlernen derzeit viel. Dies sieht auch Kruse so: „Früher hat man sich einen Sprachpartner gesucht. Da hilft heute die KI. Mit ihr kann man einen Dialog führen und den Spracherwerb trainieren.“


Fabian Weiss