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Sexismus im deutschen Schlager

Schlager sind in Deutschland immer noch ein beliebtes Musikgenre, denn die Lieder über Liebe, Heimat und Party sorgen für gute Stimmung. Auch Frauen singen gerne mit – trotz der oft sexistischen Texte.

Sexismus in der Musik? Ja, das kennt man vom Rap. An ein anderes Musikgenre denkt man dabei weniger: an den deutschen Schlager. Denn er wirkt harmlos mit seinen harmonischen Melodien und den Texten über Liebe, Heimat und fröhliche Partys. Die Darstellung einer heilen Welt, die man in vielen Schlagertexten findet, machte diese Musik nach dem Zweiten Weltkrieg besonders beliebt. Aber auch Jahrzehnte später tanzen die Menschen noch dazu und singen die Texte laut mit.
Das Frauenbild, das dort oft vermittelt wird, stört dabei kaum jemanden. So singt Howard Carpendale: „Vom Katalog aus dem Versandhaus möcht ich das Mädchen von Seite 1.“ Und G. G. Anderson behauptet in einem Lied: „Nein heißt ja, wenn man so lächelt wie du.“ Die Musikwissenschaftlerin Marina Schwarz meint dazu: „Das ist Teil der immer noch patriarchalischen Gesellschaft, in der wir leben.“ Offenbar finden auch viele Frauen, die in dieser Gesellschaft aufgewachsen sind, solche Texte normal.
Allerdings gibt es inzwischen verschiedene Arten von Schlagern. Neben den klassischen Hits von Roy Black, Udo Jürgens und anderen gibt es den „Mallorca-Schlager“. Diese Party-Songs, die etwa von Mickie Krause oder Jürgen Drews gesungen werden, sind oft besonders sexistisch. „Geh mal Bier holen“ singt zum Beispiel Mickie Krause, „du wirst schon wieder hässlich“. Bei neueren Popschlagern dagegen findet man diese Art von Texten eher nicht. Im Gegenteil: Sängerinnen wie Helene Fischer, Andrea Berg oder Vanessa Mai vermitteln in ihren Liedern das Bild von starken, selbstbewussten Frauen. Ihr Erfolg zeigt, dass es im deutschen Schlager auch ohne sexistische Texte geht.

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