Sexueller Missbrauch war auch dem Papst bekannt
Schon lange ist bekannt, dass in der Vergangenheit viele Kinder durch katholische Geistliche sexuell missbraucht wurden. Laut einem Gutachten aus dem Januar 2022 wusste sogar Papst Benedikt XVI. Bescheid – und schwieg.
Immer wieder haben in den letzten Jahren sexuelle Missbrauchsfälle die Institution Kirche erschüttert. Katholische Geistliche vergingen sich allein in Deutschland an Hunderten Kindern und Jugendlichen. Viele bisher bekannte Taten geschahen in den 60er- und 70er-Jahren in den Erzbistümern München und Freising, den Opfern wurde lange nicht geglaubt. Doch der Skandal ist noch größer. Denn hohe Geistliche haben die Verbrechen offenbar vertuscht und die Täter unterstützt.
Ein Gutachten aus dem Januar 2022 beschuldigt besonders den früheren Papst Benedikt XVI., der eigentlich Joseph Ratzinger heißt. Während seiner Zeit als Kardinal beschloss man in einer Konferenz, einen Priester im Erzbistum München aufzunehmen. Doch dieser war bereits wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern bestraft worden. In der Öffentlichkeit behauptete Ratzinger zuerst, nicht an dieser Konferenz teilgenommen zu haben. Erst nachdem das Gutachten das Gegenteil bewiesen hatte, sprach er von einem „Fehler“, der „keine böse Absicht“ gewesen ist.
Solche Rechtfertigungen wollen jedoch immer weniger Menschen hören – darunter auch gläubige Katholiken. Klare Worte fand der Limburger Bischof Georg Bätzing: „Ich verstehe alle, die mit der Kirche und uns Verantwortlichen hadern.“ Er selbst würde sich mit Blick auf das Gutachten für diese Kirche schämen.
Vor allem viele junge Gläubige überlegen, ob sie aus der Kirche austreten sollen. Für eine Institution, der sowieso schon Nachwuchs fehlt, wäre das eine Katastrophe. Laut Gregor Pudschon vom Bund der Katholischen Jugend müssten deshalb die Strukturen der Kirche grundlegend verändert oder sogar zerstört werden, „wenn wir Leid aufklären und verhindern wollen“. Er findet: „Die Kirche darf sich nicht selbst retten.“