Manuskript

Sorge vor Energienotstand in Deutschland

Seit dem 11. Juli fließt kein russisches Gas mehr durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. Der Grund dafür sind Wartungsarbeiten. Doch was passiert, wenn das Gas danach nicht mehr zurückkommt?

Wie geplant wurde am 11. Juli 2022 die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 für Wartungsarbeiten abgeschaltet und die Gaszufuhr unterbrochen. Die Wartungsarbeiten sollen nach zwei Wochen beendet sein. Doch die Sorge ist groß, dass Russland die Gaslieferungen dann komplett einstellt. Ein Lieferstopp würde Deutschland hart treffen, denn das Land ist noch immer von russischem Gas abhängig. Das meiste davon fließt durch Nord Stream 1.

Die Bevölkerung leidet schon jetzt unter steigenden Energiepreisen. Bei vielen Mieterinnen und Mietern kommt es zu extremen Erhöhungen der Heizkosten-Pauschalen. Für Wohnungen, die mit Gas oder Öl beheizt werden, wird teilweise eine Kostensteigerung von über 100 Prozent erwartet. Der Verband sächsischer Wohnungsgenossenschaften zeigt sich besorgt über die Situation: „Wir reden über familiäre Existenzen. Das muss die Politik endlich begreifen.“

Die Bundesregierung versucht, die Bürgerinnen und Bürger finanziell zu unterstützen, stößt dabei jedoch an Grenzen. „Wir werden nicht alle Preise runtersubventionieren können“, erklärte Kanzler Olaf Scholz. Für den kommenden Herbst und Winter ist Energiesparen angesagt. Auch im Wirtschaftsministerium wurde die Klimaanlage bereits vor Wochen ausgeschaltet, und im Herbst soll weniger geheizt werden.

Sollte es tatsächlich zu einem Lieferstopp von russischem Gas kommen, werden schlimme Folgen für die Gesamtwirtschaft des Landes befürchtet. Nach dem Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos könnte die deutsche Wirtschaftsleistung dann bis Jahresende um 12,7 Prozent einbrechen. Zum Vergleich: In Folge des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 war sie um historische 9,7 Prozent gesunken.