„Stille Nacht, heilige Nacht“ – ein Weihnachtsklassiker
Das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ wurde 1818 erstmals öffentlich gesungen – in Oberndorf in Österreich. Heute ist es rund um den Globus bekannt und beliebt.
Man schreibt das Jahr 1815, als Joseph Mohr seine erste offizielle Dienststelle als Hilfspriester in dem kleinen Ort Mariapfarr antritt. Hier bringt er ein Jahr später das Gedicht „Stille Nacht“ zu Papier. 1817 wird Mohr nach Oberndorf an die St. Nikola Kirche versetzt, wo er sich mit Franz Xaver Gruber aus dem nahen Arnsdorf anfreundet. Der ist dort hauptberuflich Lehrer und Organist an der Wallfahrtskirche „Maria im Mösl“, arbeitet aber auch als Organist in Oberndorf, um sein schmales Einkommen aufzubessern.
Debüt mit Gitarre
Die beiden Männer werden Freunde, und eines Tages bittet Mohr den Lehrer darum, eine Melodie für sein Gedicht zu schreiben. Eine einfache Melodie soll es sein, damit man das Lied am Heiligabend ohne lange Probe singen kann.
Am 24. Dezember 1818 erklingt dann bei der Christmette erstmals „Stille Nacht, heilige Nacht“. Da die Orgel der kleinen Dorfkirche St. Nikola schon wieder kaputt ist, sorgt Mohr mit seiner Gitarre für die musikalische Untermalung.
Nicht nur die Besucherinnen und Besucher der Christmette in Oberndorf sind vom neuen Lied begeistert. Auch der Orgelbauer Karl Mauracher – eigentlich nur angereist, um die defekte Orgel zu reparieren – ist von der schlichten Melodie fasziniert. Er nimmt die Noten mit und sorgt dafür, dass Text und Melodie weit über das kleine Dorf hinaus bekannt werden.
Doch niemand hat damals wohl geahnt, dass „Stille Nacht, heilige Nacht“ einmal weltberühmt werden würde. Der Text wurde bisher in rund 300 Sprachen und Dialekte übersetzt und wird rund um den Globus gesungen.
Lied entstand „fast“ in Bayern
Die Menschen in Österreich sind stolz darauf sind, dass dieser frühe international erfolgreiche Hit mit der eingängigen Melodie in ihrem Land entstanden ist. Das jedoch war geschichtlich äußerst knapp: Denn 1810 gehörte der Ort Oberndorf noch zu Bayern. Erst 1816, als Mohr den Text von „Stille Nacht“ verfasste, fiel er mit dem Land Salzburg wieder an das Kaisertum Österreich.
Die Kirche, in der das Lied uraufgeführt wurde, musste 1906 abgerissen werden. Stattdessen wurde eine Stille-Nacht-Kapelle errichtet und im alten Pfarrhof ein Stille-Nacht-Museum eingerichtet. Es thematisiert nicht nur die Entstehung des Weihnachtsklassikers, sondern spiegelt auch die damaligen Lebensumstände der Menschen in wirtschaftlich elender Zeit wider.
Friedensbotschaft – auch im Krieg
2011 hat die österreichische UNESCO-Kommission das Lied als „Stille Nacht – das Lied zur Weihnacht“ in die Liste des Immateriellen Kulturerbes des Landes aufgenommen. Es gibt sogar eine Stille-Nacht-Gesellschaft, die sich um seine Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte weltweit kümmert.
Dazu gehört auch eine Geschichte aus dem I. Weltkrieg: Verfeindete Soldaten, die sich tagsüber noch aus dem Schützengraben beschossen, sollen am Heiligabend die Waffen niedergelegt und das Lied gemeinsam gesungen haben, auf Französisch, Englisch und Deutsch. In dieser Zeit schwiegen die Waffen – und setzten so die Friedensbotschaft um, die Joseph Mohr einst in seinem Lied verewigte.