Manuskript

Stolpersteine: Eine App unterstützt das Gedenken

Ein Künstler erinnert mit Inschriften auf Bürgersteigen an Menschen, die von den Nazis ermordet wurden. Seit Jahrzehnten arbeitet er an seinem Projekt – nun kann man die Stolpersteine auch mit dem Handy finden.


„Hier wohnte Max Liff. Jg. 1885. Deportiert 1942. Ermordet in Auschwitz.“ Die Worte auf einer kleinen Platte beschreiben eines von Millionen Schicksalen. Man findet diese sogenannten Stolpersteine auf Bürgersteigen vor Wohnhäusern in ganz Europa. Sie sollen an die Menschen erinnern, die früher dort gewohnt haben und zu Opfern der Nationalsozialisten wurden, zum Beispiel Juden oder Sinti und Roma. Gunter Demnig hat seit 1992 über 75.000 solcher Gedenktafeln hergestellt.

Dem Künstler ist es wichtig, dass die Millionen Opfer der Nazis niemals vergessen werden. Doch seiner Meinung nach fällt es den Menschen heute schwer, sich bei einer so großen Zahl noch einzelne Schicksale vorzustellen: „Aber wenn die mit eigenen Augen sehen: Der Terror startete hier bei mir auf dem Dorf, in meiner Straße, meinem Haus, dann wird’s konkret“, ist Demnig überzeugt.

Nicht jedem gefällt sein Projekt: Immer wieder werden zum Beispiel Steine zerstört oder aus dem Boden entfernt. Kritisiert wird Demnig auch von Charlotte Knobloch, Holocaust-Überlebende und Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Für sie wird durch die Steine das Gedenken „mit Füßen getreten“. Darauf antwortet Demnig: „Wer eine Inschrift auf einem Stolperstein lesen will, muss sich automatisch vor den Opfern verbeugen.“

Bisher erfuhren Fußgänger, die auf die Stolpersteine stießen, allerdings nur die Namen und Lebensdaten der Opfer. Eine App ändert das nun. Die Nutzer können mit ihr die Stolpersteine in den Städten leichter finden und erhalten außerdem Informationen über das Leben der Opfer. Bereits über 20.000 Stolpersteine sind in der App gespeichert, bald sollen es noch mehr werden.