Strukturwandel im Ruhrgebiet

Der Förderturm der Zeche Zollverein in Essen.
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Otto kommt aus dem Ruhrgebiet und hat dort früher in der Stahlindustrie gearbeitet – wie sein Vater auch. 

Das Ruhrgebiet ist knapp 4.500 Quadratkilometer groß und hat über fünf Millionen Einwohner. Es ist der größte Ballungsraum Deutschlands und war durch die Förderung von Steinkohle und die Erzeugung von Eisen und Stahl viele Jahre das sogenannte industrielle Herz des Landes. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmte die Region stark den wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepublik Deutschland.

Durch die Kohlekrise Ende der 1950er-Jahre änderte sich dies jedoch. Steinkohle konnte billiger aus dem Ausland importiert werden und verlor als Energieträger generell an Bedeutung. Zehntausende Menschen verloren im Ruhrgebiet ihre Arbeit. In späteren Jahren geriet auch die Stahlindustrie in eine Krise. In Folge dieses Strukturwandels hat sich das Gesicht des Ruhrgebiets stark verändert. Die Region musste neue Wege gehen: Arbeitsplätze entstanden in neuen Industriezweigen. Mehr Stellen entstanden im Laufe der Zeit auch im Dienstleistungssektor – zum Beispiel in der Gastronomie oder im Gesundheitswesen. 

Auch die Natur, die jahrelang zerstört und vernachlässigt worden war, wurde wieder gepflegt und geschützt. Geld wurde auch in Bildung und Kultur investiert. So entstanden Universitäten und Forschungszentren. Dieser Prozess ist auch heute noch nicht vollständig abgeschlossen. Aus dem „Kohlenpott“, wie das Ruhrgebiet auch genannt wird, ist durch den Wandel eine ganz besondere Kulturlandschaft geworden, in der die industrielle Geschichte weiterlebt. Viele frühere Industriestandorte sind heute Denkmäler oder Kulturstätten. Das gesamte Ruhrgebiet war 2010 Europäische Kulturhauptstadt.