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Traumjob Stuntfrau – nicht nur bei James Bond

Die Berlinerin Marie Mouroum hat einen ungewöhnlichen Job: Sie ist Stuntfrau und springt bei gefährlichen Szenen als Double ein. Zuletzt hat sie die weibliche Geheimagentin im neuen James-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ gedoublet – eine Traumrolle. Doch bis dahin war es ein langer Weg.

SPRECHER:
Solche waghalsigen Kampfszenen machen einen Bond-Film zum Traum einer jeden Stuntfrau.

MARIE MOUROUM (Stuntfrau):
Dass ich das noch mal mitnehmen durfte als Hauptdouble von der Hauptdarstellerin und acht Monate diesen Film gedreht hab‘, war ‘ne ganz, ganz tolle Erfahrung.

SPRECHER:
Die Berlinerin Marie Mouroum doubelt die britische Schauspielerin Lashana Lynch - die erste schwarze Doppel-Null-Agentin im 25. Bond-Abenteuer „Keine Zeit zu sterben“.

MARIE MOUROUM:
Dieser James-Bond-Film beweist, dass Frauen eben genauso Actionhelden sein können wie 007.

SPRECHER:
Action-Szenen wie diese zählen zu dem Stoff, aus dem Filme gemacht sind. Die Deutsche Marie Mouroum besiegt den Feind auf der großen Leinwand – als Stunt-Double für Hollywoods größte Heldinnen.

MARIE MOUROUM:
Ich hab‘ verschiedenste Filme gedreht auf der ganzen Welt verteilt, wie zum Beispiel „Black Panther“, „Avengers Infinity War“, „Avengers Endgame“, der neueste „James Bond“.


SPRECHER:
Aktuell dreht Marie Mouroum mehrere Monate einen Film in New York – wieder ein actionreiches Abenteuer. Der Weg bis zum heutigen Erfolg war kein leichter als schwarze Frau. Geboren und aufgewachsen ist die 29-Jährige in Berlin.


MARIE MOUROUM:
Für meine Mutter war es immer wichtig, dass wir uns verteidigen können, ich und mein Bruder. Weil wir in Ost-Berlin, in Berlin-Friedrichshain, groß geworden sind, zu ‘ner Zeit, wo es schon relativ gefährlich war für uns schwarze Kinder auf der Straße, sag ich mal, und wir oft Situationen hatten, die ein bisschen gefährlicher waren.


SPRECHER:
Und so beginnt die kleine Marie mit dem Kampfsporttraining. Mit 14 gewinnt sie zum ersten Mal internationale Wettbewerbe. Um sich für die anspruchsvollen Einsätze fit zu halten, muss sie täglich trainieren. Für den Job als Stuntfrau braucht man zwar keine Lizenz, aber eine starke Kondition. Dafür zahlt sie einen hohen Preis.


MARIE MOUROUM:
Bei der Arbeit als Stuntfrau ist es natürlich auch nicht unüblich, dass man sich verletzen kann. Die Verletzungsgefahr ist auch groß, auch wenn sie es nicht sein sollte. Viele Sachen sind super geplant, und trotzdem kann man sich verletzen. Dessen sollte man sich bewusst sein. Also, ich hab‘ mir schon öfter kleinere Verletzungen zugefügt, aber ich hatte auch schon etwas größere Verletzungen. Ich hab‘ mir mal den Meniskus angerissen oder den Fuß gebrochen und solche Sachen. Aber die heilen dann und dann geht’s weiter.


SPRECHER:
Marie Mouroums Start in der Filmindustrie war nicht leicht. Lange Zeit waren Action-Helden ausschließlich männlich und weiß, und die meisten Stunts - selbst für weibliche Rollen - wurden von Männern übernommen.


MARIE MOUROUM:
Es war schwer für mich, Jobs zu kriegen als Frau und dann noch als schwarze Frau. Das war so doppelt blöd eigentlich in dem Moment. Und dann war ich auch an so einem Punkt, wo ich auch verzweifelt war und dachte: Ey, ich weiß nicht, wie das weitergeht und ob das für mich auch überhaupt ‘ne Zukunft hat.


SPRECHER:
Ihren Durchbruch erlebt sie 2018 als Double in einem Hollywood-Action-Blockbuster.


MARIE MOUROUM:
Seit „Black Panther“ ist es weltweit… hat sich das Filmbild verändert. Weltweit. Auf einmal ist in jedem Film… sind auf jeden Fall schwarze Leute repräsentiert, viele starke schwarze Rollen.


SPRECHER:
Für all diese Rollen steht Marie Mouroum als Stuntfrau bereit.


MARIE MOUROUM:
Momentan ist es so, dass ich extrem stolz auf mich selbst bin und manchmal echt mich so erwische, wie ich gar nicht fassen kann, was ich gerade für ein Leben führe. Also genau das, was ich mir über die Jahre aufgebaut habe, was ich mir immer gewünscht hab‘.
 

SPRECHER:
Und zugleich ebnet sie den Weg für weitere Frauen, die ihrem Beispiel nun folgen können.

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