Nachrichten für Lehrkräfte

Ukrainerinnen und Ukrainer auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Ein Jahr nach Beginn des Kriegs in der Ukraine gibt ein Forschungsprojekt Auskunft über die Arbeitsmarktchancen Geflüchteter aus der Ukraine und die Unterstützung, die sie zur Integration in den Arbeitsmarkt benötigen.

Ein Metallschild am Eingang des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopress/picture alliance)

Eine aktuelle repräsentative Befragung des Forschungsprojekts „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland“ beleuchtet die Arbeitsmarktsituation von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern und ihre Probleme. Menschen aus der Ukraine, die als Kriegsflüchtlinge eine Aufenthaltserlaubnis haben, haben ein Recht auf Bürgergeld, können sich eine Arbeit suchen und Integrations- und Sprachkurse besuchen.

Allgemein bringen die Geflüchteten selbst gute Voraussetzungen für den deutschen Arbeitsmarkt mit. Die Hälfte der Erwachsenen ist jünger als 40 Jahre. 72 Prozent haben einen hohen, meist akademischen Bildungs- oder Ausbildungsabschluss.
 

Sprachkenntnisse sind ein wichtiger Faktor

Wie gut die Arbeitsaufnahme in Deutschland gelingt, hängt der Studie zufolge stark davon ab, wie schnell die Anerkennung der Qualifikationen durch die Behörden durchgeführt werden kann. Eine weitere Herausforderung sind die Sprachkenntnisse. 80 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer gaben bei der Befragung an, dass sie nur wenig oder kein Deutsch sprechen. 50 Prozent besuchen einen Sprachkurs.

Die große Mehrheit (97 Prozent) ging in der Ukraine einer qualifizierten oder hochqualifizierten Tätigkeit nach. In Deutschland fanden sich aber zunächst fast 20 Prozent der Geflüchteten in einem Helferjob wieder. Zugleich zeichnet sich eine Polarisierung ab: 21 Prozent der Menschen arbeiten in Jobs in der Gastronomie, Zustellung und Lagerwirtschaft mit niedrigem Qualifikationsniveau. Auf der anderen Seite sind aber 23 Prozent in Lehr- und Forschungsberufen, Werbung, Marketing und in der IT-Branche tätig. Mittlere Berufe wie Bürojobs sind hingegen selten.
 

Geschlechterspezifische Ungleichheit

Unterschiede gibt es auch zwischen Frauen und Männern: Sechs Monate nach der Ankunft waren bereits 24 Prozent der Männer berufstätig, aber nur 16 Prozent der Frauen. Vor der Flucht waren hingegen 85 Prozent aller erwerbsfähigen Geflüchteten berufstätig, Frauen und Männer zu gleichen Anteilen.

„Kinder wirken sich, insbesondere wenn sie keine Betreuungseinrichtungen besuchen, negativ auf die Erwerbstätigkeitswahrscheinlichkeit von Frauen aus, während Kinder bei Männern hier keinen signifikanten Effekt haben“, bilanzieren die Studienautorinnen und -autoren und raten dringend zu ausreichenden Betreuungsangeboten: 79 Prozent der geflüchteten Frauen aus der Ukraine wollen gerne arbeiten. Insgesamt war im Oktober 2022 knapp ein Fünftel (17 Prozent) aller ukrainischen Geflüchteten erwerbstätig. Mehr als drei Viertel gaben an, eine Arbeit aufnehmen zu wollen.

Für das Forschungsprojekt “Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland” wurden im vergangenen Jahr von August bis Oktober 11.700 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit befragt, die zwischen dem 24. Februar und Anfang Juni 2022 nach Deutschland eingereist waren. Themen waren die Unterbringung, der Arbeitsmarkt, die Lebenssituation der Kinder, soziale Integration und die Gesundheit der Geflüchteten.

An dem Forschungsprojekt sind das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beteiligt.

rh/sts (mit epd)