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Vor 75 Jahren wurde die DDR gegründet

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es über 40 Jahre lang zwei deutsche Staaten. Der ostdeutsche Staat, die DDR, war eine sozialistische Diktatur. Die Folgen der deutschen Teilung sind bis heute zu spüren.


Nachdem das nationalsozialistische Deutschland 1945 den Zweiten Weltkrieg verloren hatte, wurde es von den vier Siegermächten besetzt: Die Sowjetunion, die USA, Großbritannien und Frankreich teilten das Land unter sich auf. Doch sie konnten sich nicht einigen, wie der neue Staat aussehen sollte, und Deutschland wurde geteilt: Während die USA, Großbritannien und Frankreich die demokratische Bundesrepublik Deutschland (BRD) in Westdeutschland gründeten, baute die Sowjetunion in Ostdeutschland eine sozialistische Diktatur auf. Der 7. Oktober 1949 war das Gründungsdatum der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Offiziell galt die DDR – wie auch die anderen Staaten des sogenannten Ostblocks – als „Volksdemokratie“. Doch in Wirklichkeit gab es kaum Rechtsstaatlichkeit: Die Presse in der DDR durfte nicht frei berichten, auch die Wahlen waren unfrei. Und die staatlich kontrollierte Planwirtschaft, in der es an vielem fehlte, konnte schon bald nicht mehr mit der schnellen Entwicklung in Westdeutschland mithalten.

Aus diesen Gründen verließen in den Anfangsjahren über eine Million Menschen die DDR. Viele überquerten die Grenze in Berlin, dessen westlicher Teil zur BRD gehörte. Daraufhin riegelte die DDR-Führung die Grenzen ihres Landes vollständig ab – und ließ 1961 die berühmte Berliner Mauer bauen. Eine Ausreise war kaum noch möglich: DDR-Soldaten wurden dazu aufgefordert, bei einem „ungesetzlichen Grenzübertritt“ zu schießen – dadurch starben Hunderte Menschen. Erst 1989 kam es zu einer friedlichen Revolution in der DDR und die Mauer fiel.

Politisch ist Deutschland seit 1990 wieder ein Land. Doch über 40 Jahre der Teilung haben ihre Spuren hinterlassen. Die Wirtschaft im Westen ist viel stärker, man verdient dort mehr und es gibt nur wenige Ostdeutsche in Führungspositionen. Laut Historiker Frank Bösch haben die Menschen in Ost und West zudem bis heute oft auch unterschiedliche Vorlieben: „Ostdeutsche haben einen anderen Medien- und Musikgeschmack, reisen […] und entscheiden sich politisch auch anders.“ Er glaubt, dass das Kapitel DDR in den Köpfen der Menschen erst dann abgeschlossen sein wird, wenn „die letzten Zeitzeugen nicht mehr leben“ – also frühestens 2070.

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