Manuskript

Warum Deutschland offen für Englisch ist

Ob in der Politik, im Geschäftsleben oder im Alltag: Die englische Sprache ist in Deutschland angekommen. Das soll das Land attraktiver für internationale Unternehmen und Fachkräfte machen. Klappt das?


Es ist noch gar nicht so lange her, dass deutsche Politiker sich weigerten, Englisch zu sprechen. Als ein britischer Journalist 2009 den damaligen Außenminister Guido Westerwelle bat, Englisch zu reden, antwortete dieser: „So wie es in Großbritannien üblich ist, dass man dort selbstverständlich Englisch spricht, so ist es in Deutschland üblich, dass man hier Deutsch spricht.“ Doch die Zeiten ändern sich. Englisch wird in Deutschland immer populärer.

Vor allem für die deutsche Wirtschaft ist Englisch die Sprache der Wahl. Denn sie arbeitet nicht nur mit internationalen Unternehmen zusammen, sondern will auch Fachkräfte aus dem Ausland ins Land holen. Aber wie kann man ausländische Arbeitskräfte anlocken, wenn Ämter ihre Beratung nur auf Deutsch anbieten und sie Formulare nur akzeptieren, wenn sie auf Deutsch übersetzt wurden?

Als einzige Regierungspartei kann sich bisher die FDP Englisch als Zweitsprache in der Verwaltung vorstellen. Das deutsche Gesetzbuch schreibt jedoch Deutsch als einzige Amtssprache vor, und eine Gesetzesänderung würde Jahre dauern. Ulrich Silberbach vom Deutschen Beamtenbund argumentiert außerdem, dass viele Kundinnen und Kunden der Ämter nur Französisch oder Arabisch sprechen. „Eine pauschale Englischpflicht hilft uns nicht“, sagt er.

Ob Englisch nun offiziell zu Deutschland gehört oder nicht, die Sprache ist schon lange im Alltag angekommen. An deutschen Grundschulen wird seit 2005 Englisch unterrichtet, und für rund zehn Prozent der Studiengänge braucht man gar keine Deutschkenntnisse mehr. Schon 2017 klagte ein Berliner Politiker: „Es stört mich, dass in manchen Berliner Restaurants die Kellnerinnen nur Englisch sprechen.“ Er wird sich wohl daran gewöhnen müssen.