Schweden: mit Kindern über den Krieg sprechen
Die schwedische Armee informiert die Bevölkerung über Sicherheitsmaßnahmen im Kriegsfall. Viele Kinder und Jugendliche verunsichert das. Auch in den sozialen Medien wird über eine mögliche Kriegsgefahr gesprochen. Lehrkräfte versuchen, den Schülerinnen und Schülern ihre Ängste zu nehmen.
SPRECHERIN:
Schülerinnen und Schüler in Schweden lernen heutzutage nicht nur lesen, schreiben und rechnen in der Schule.
NACHRICHTENSPRECHERIN:
Und hier ein paar Informationen, wie man im Falle eines Krieges Schutz suchen kann.
SPRECHERIN:
Die Lehrerin Åsa Lind setzt seit zwei Jahren Fernsehnachrichten im Unterricht ein. Sie will mit den Schülern ins Gespräch kommen, die sich wegen des Krieges in der Ukraine Sorgen machen. Sie gibt Notfallempfehlungen weiter. Die Regierung nennt das „komplette Verteidigung“.
ÅSA LIND (Lehrerin):
Es war schon immer wichtig, auf die Sorgen und Ängste der Schülerinnen und Schüler einzugehen und ihnen zu erklären, was gerade in der Welt vor sich geht und was die Gründe dafür sind.
SPRECHERIN:
Als hohe Regierungsbeamte forderten, dass Schweden für einen eventuellen Krieg bereit sein müsse, sprachen die Medien plötzlich über Luftschutzbunker. Und Åsa Lind spürte, dass die Ängste größer wurden.
ÅSA LIND:
Viele junge Leute sind besorgt – und auch viele Erwachsene. Aber als Lehrerin musst du deine Befürchtungen verbergen und so tun, als ob alles in Ordnung wäre. Ich mache weiter und versuche, die Schule als sicheren Raum für die Kinder zu bewahren.
SPRECHERIN:
Bei den meisten scheint es zu funktionieren.
SCHÜLERIN 1:
Im Krieg müssen wir wissen, was zu tun ist.
SCHÜLER 1:
Mir macht es schon ein bisschen Angst, aber ich glaube nicht, dass es in Schweden Krieg geben wird.
SCHÜLERIN 2:
Ich fühle mich sicherer, je mehr ich über diese Dinge weiß.
SPRECHERIN:
Aber nicht jedes Kind in Schweden wird von seiner Schule dabei unterstützt, die Warnungen richtig zu verstehen. Soziale Medien schüren Ängste.
SCHÜLERIN 3:
An einem Tag war alles voll mit dem Satz: „Sei bereit für den Krieg.“ Das hat mir Angst gemacht.
SPRECHERIN:
Das Sorgentelefon der Kinderrechtsorganisation Bris verzeichnete nach den Warnungen der Regierung viel mehr Anrufe.
MALIN BERGGREN GRIFFITHS (Jugendhelferin):
Sie fragen: „Wo soll ich hin, wenn Krieg ist?“ Ich versuche, ehrlich zu sein, und sage nicht, dass es keinen Krieg geben wird. Aber ich versuche, zu erklären, dass die Wahrscheinlichkeit eines Kriegs in Schweden heute nicht höher ist als gestern.
SPRECHERIN:
Die Pressesprecherin von Bris, Maja Dahl, sagt, dass sie von der Plattform TikTok dabei unterstützt werden, die verwirrende Lage zu erklären.
MAJA DAHL (Pressesprecherin):
Alle Nutzer in Schweden sehen beim Öffnen der App einen Hinweis: „Hier geht es zu Fragen und Antworten. Was meint die Armee damit, dass wir uns auf einen Krieg vorbereiten müssen?“ Und dann wird man informiert, warum sie das gerade jetzt sagen und was man dazu wissen muss.
SPRECHERIN:
Dahl sagt, dass die offiziellen Warnungen hilfreich waren, aber sie findet sie auch alarmistisch. Die Armee [sieht] das naturgemäß ganz anders.
MICHAEL MALM (Pressesprecher Armee):
Das ist sehr gut gelaufen. Die Bevölkerung macht sich jetzt mehr Gedanken, ob sie vorbereitet ist.
SPRECHERIN:
Die Suchanfragen nach Luftschutzbunkern sind auf den Webseiten der schwedischen Behörden rasant angestiegen. Und extrem gefragt ist diese Broschüre, die die Schweden vorbereitet, falls der Krieg kommt.
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Manuskript
Schweden grenzt an …
Wie informieren Regierungen die Bevölkerung heute vor allem über eine Krise?
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