Manuskript

Wasserstoff revolutioniert den Flugzeugantrieb

Weltweit wird daran gearbeitet, das Fliegen klimafreundlicher zu machen. Ingenieure aus Stuttgart haben einen Wasserstoffantrieb für Flugzeuge entwickelt, mit dem 1500 Kilometer zurückgelegt werden können.

SPRECHER:
Diese Testpiloten sind mit diesem weltweit einzigartigen Flugzeug gestartet, das nur mit Wasserstoff fliegt. Maribor, Slowenien: Ein Team aus Ingenieuren arbeitet seit Wochen auf den Erstflug hin. Zwei Jahre hat die Crew von H2FLY ihr Testflugzeug als Technologieplattform umgebaut.  Zwei Jahre brauchte sie, um die Energiequelle für die Brennstoffzellen und Elektromotoren umzustellen.

JOSEF KALLO (Wasserstoff-Flugzeuge H2FLY):
Die HY4 ist unsere Test-Technologieplattform. Auf der nutzen wir eine Wasserstoffbrennstoffzelle, um elektrische Energie aus dem Wasserstoff dem elektrischen Motor bereitzustellen. Und das Neue an dieser Version ist, dass wir den Wasserstoff für die Brennstoffzelle statt aus einem Drucktank jetzt heute aus einem Flüssigtank, der ungefähr dreimal so viel Kapazität hat, bereitstellen werden.

SPRECHER:
Mehrmals hat das Team von Josef Kallo den Start verschoben. Das Wetter war zu schlecht. Doch dann passte es.

JOSEF KALLO:
Mit dem flüssigen Wasserstoff haben wir tatsächlich eine Chance, lange Strecken damit abzudecken und damit die Luftfahrt – so wie wir sie heute kennen – im Grunde weiter zu nutzen.

SPRECHER:
Dieser Schritt wird genau beobachtet, denn auch die Großen der Branche wie Airbus setzen in Zukunft auf flüssigen Wasserstoff für das saubere Fliegen – frühestens aber ab 2035. Damit die Stuttgarter dabei eine Rolle spielen, muss das ganze System kleiner und kompakter werden. In weniger als zwei Jahren sollen sie dann eine Lösung für dieses Passagierflugzeug liefern vom Typ DO328. Der Hersteller dieses Flugzeugs für 33 Passagiere sieht darin einen Weg zum sauberen Fliegen. 

RIAAN MYBURGH (Flugzeughersteller Deutsche Aircraft):
Unser jetziges Konzept ist, dass wir die Brennstoffzelle innerhalb der Kabine haben und den Wasserstofftank am Rumpfende. Wir haben also die Elektromotoren draußen, und die Energie kommt von innen. Der Job des Flugzeugs ist also, das alles in große Höhen zu bringen, um es dort zu testen. 

SPRECHER:
Die Konkurrenz von ZeroAvia in Großbritannien scheint schneller zu sein: Schon Anfang 2023 absolvierte hier ein kleineres zweimotoriges Flugzeug einen Testflug – allerdings mit nur einem Elektromotor und gasförmigem Wasserstoff. Der andere Motor ist ein klassisches Verbrennungstriebwerk. Auch Airbus interessiert sich für den Wasserstoffantrieb und beteiligte sich gerade erst am Unternehmen. Schon in zwei Jahren will das Start-up erste Regionalflugzeuge serienmäßig umrüsten.

MIRKO HORNUNG (Forschungsinstitut Bauhaus Luftfahrt):
Also, wenn man sich die technologische Entwicklung momentan anschaut, müssen wir das Zeitfenster rund um 2040 sicherlich anpeilen. Und wir werden dort eben so, wie Sie es schon sagen, in kleineren Flugzeuggrößen, das heißt irgendwo in der Klasse 50 bis 75, vielleicht 80 Passagiere sein.

SPRECHER:
Es geht dabei nicht nur um die Triebwerke. Es geht um einen komplett neuen Ansatz – von der Entwicklung der Flugzeuge bis zur sauberen Energie für die Wasserstoffproduktion. Die Stuttgarter Entwickler haben gezeigt, was machbar ist: von 700 Kilometern Reichweite jetzt auf 1500 Kilometer mit flüssigem Wasserstoff an Bord. Die Experten gehen sogar davon aus, dass damit künftig saubere Transatlantikflüge möglich werden.