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Manuskript

Die letzten Schweine der DDR

Die Leicoma-Schweine waren ein Erfolgsprodukt in der ehemaligen DDR. Der ostdeutsche Staat wollte ein Nutztier schaffen, um viel Fleisch in kurzer Zeit zu produzieren. Auch im Westen kaufte man Leicoma-Fleisch. Nach der Wende 1990 wären die Leicoma-Schweine fast verschwunden. Bis ein niederländischer Landwirt kam: Jedes Jahr kommen auf seinem Hof tausende Jungschweine zur Welt – unter besseren Bedingungen als früher.

SPRECHER:
Das Leicoma-Mastschwein hat eine begrenzte Lebenserwartung – das ist seine Bestimmung. Politisch ist es eigentlich schon lange tot: so wie die Deutsche Demokratische Republik, die mit ihm ihre eigene sozialistische Schweinerasse hatte. Dass es die Rasse überhaupt noch gibt, hat sie ihm zu verdanken: Wouter Uwland ist wohl ihr letzter Züchter. Rund 2.500 Leicoma-Ferkel kommen bei ihm Jahr für Jahr auf die Welt. Und – man ahnt es – das ist kein Hobby.

WOUTER UWLAND (Schweinezüchter):
Die fahren wir jetzt um in die Mastanlage hier zehn Kilometer weiter im Nachbardorf, und da bleiben die dann noch so bis zehneinhalb, elf Monate, bis sie die 180 Kilo erreicht haben, und dann sind sie schlachtreif.

SPRECHER:
Es ist eben ihre Bestimmung. Leicoma, eine typisch deutsche Abkürzung für: Leipzig, Cottbus, Magdeburg. So hießen die Bezirke in der sozialistischen DDR, in denen das Schwein gezüchtet oder besser: produziert wurde. In Massenzucht und Mastanlagen wie dieser: 170.000 Schweine standen auf engstem Raum mit automatisierter Fütterung, zur Erzielung des sozialistischen Plansolls, vor allem für den devisenbringenden Fleisch-Export in den Westen. Allerdings mit Nebenwirkungen: Das Leicoma-Schwein war bekannt dafür, sich nicht immer einwandfrei ins sozialistische Kollektiv einzufügen.

WOUTER UWLAND:
Die sind auch eigenartig, stur. Die haben ihren eigenen Kopf. Die Bedingungen in die [den] Großanlagen waren natürlich auch nicht immer einfach für die Tiere, und da musste jede[s] Tier auch für sich kämpfen, dass er [es] klarkam.

SPRECHER:
Aber bevor sich die Konterrevolution im Stall Bahn brach, kam das Ende der ganzen DDR, inklusive Leicoma-Schwein. West-Züchtungen waren effektiver. Die wiedervereinigten Deutschen ließen die Leicomas beinahe aussterben. Da musste erst der Niederländer Wouter Uwland kommen und die Stärken des DDR-Schweins erkennen. Bei ihm im sehr ländlichen Sachsen-Anhalt dürfen die Leicomas sogar an die frische Luft, bei Wind und Wetter.

WOUTER UWLAND:
Es ist ein hartes Schwein. Und [eines,] was heutzutage mit unserer Auslaufhaltung eigentlich viel besser dafür geeignet ist als so ’n hochproduktives, ja, konventionelles Schwein.

SPRECHER:
Äußerlich erkennbar an den struppigen Borsten, die vor Sonne schützen. Besonderheiten im Inneren lassen sich frühmorgens in Berlin betrachten. Die Blutwurstmanufaktur, eine Edelfleischerei, gehört zu den Stammkunden von Wouter Uwland. Hier liefert er gerade eine Ladung Schweinehälften vom Typ Leicoma. Die Männer haben gut zu tun.

OLLI (Fleischer):
Die sind schwerer als andere und vor allen Dingen noch schwerer wie [als] sonst. Also, das sind diesmal ja wirklich Riesenbrocken.

SPRECHER:
Mit ordentlich Speck auf den Rippen und: Fleisch, das anders aussieht als Supermarktware.

WOUTER UWLAND:
Leicoma hat von Haus aus schon ’ne dunklere Farbe. Heutzutage sehen die meisten Mastschweine ja aus wie Hähnchenbrust eigentlich.

SPRECHER:
Fleischer Marcus Benser ist überzeugt vom Schwein sozialistischer Prägung – ganz ideologiefrei.

MARCUS BENSER (Fleischer):
Letztendlich hat die DDR nur versucht, ein typisches Bauernschwein wiederzubeleben, weil sie genau das erkannt haben, was ich auch erkannt habe, dass eben traditionelle Rezepturen nicht zu moderner industrieller Tierhaltung passen. Am liebsten würden Sie hören: In der DDR war alles schlecht, aber wenn ick ens sagen kann: Dit war mal ’ne richtig gute Erfindung. Oder ’ne richtig gute Maßnahme.

SPRECHER:
Die Uwlands verkaufen Leicoma-Produkte auch in ihrem Hofladen. Zu höheren Preisen als übliche Ware im Supermarkt. Die Haltung der Tiere ist teurer, als sie es zu DDR-Zeiten war. Aber von Massentierhaltung wollen die Züchter nichts wissen.

CAROLINE UWLAND (Schweinezüchterin):
Oh, heftig! Wir müssen auch nicht mehr jeden Tag Fleisch essen, ein bisschen weniger wäre besser für[s] Klima, für die Natur und für die Tiere, denke ich an sich auch, ja.

WOUTER UWLAND:
Wenn ich wieder meine Schweine so einstallen muss und so eng zusammenpacken wie damals, dann .. Das würde heißen, dass ich dann zumache. Aber nicht, dass ich Vegetarier werde, aber da würde ich keine Freude mehr erleben an die [der] Schweinezucht.

SPRECHER:
Mit sanfter Hand am harten Schwein – so will Wouter Uwland seine Tierhaltung weiter betreiben, auch in Zeiten der Demokratie und des sinkenden Fleischkonsums.

Tätigkeiten, die dem Verkauf von Fleisch vorausgehen:
ein Fleischprodukt:
ein von Menschen gebauter Ort, wo Tiere leben:

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