Wenn Kinder mehrsprachig aufwachsen
Immer mehr Kinder lernen zwei oder mehr Sprachen gleichzeitig. Kommen sie dabei nicht durcheinander? Was können Eltern tun? Jede Familie entwickelt da ihre eigenen Methoden.
Enriques Mutter ist Französin, sein Vater Spanier. Bei ihm zu Hause werden die Sprachen beider Elternteile gesprochen. Die Eltern von Mila und Melissa sind in der Türkei geboren, leben aber in Deutschland. Auch die beiden Mädchen wachsen zweisprachig auf. „Draußen – also in der Kita, in der Schule und in der Freizeit – sprechen die Kinder Deutsch“, sagt Mutter Yeliz. Sie und ihr Mann unterhalten sich in ihrer türkischen Muttersprache mit den Töchtern.
Weltweit wachsen immer mehr Kinder mit zwei oder mehr Sprachen auf. Und die Eltern fragen sich, welche Methode die beste ist, damit ihre Kinder dabei nicht durcheinanderkommen. Es gibt verschiedene Ansätze: In manchen Familien spricht ein Elternteil immer in seiner Muttersprache mit den Kindern, andere Eltern reden morgens in der einen und nachmittags in der anderen Sprache mit dem Nachwuchs. Oder sie koppeln die Sprache an Aktivitäten: Deutsch beim Sport, Französisch beim Essen.
Wenn die Eltern Fehler machen, ist das laut Logopädin Wiebke Scharff Rethfeldt nicht dramatisch. Denn Kinder „können die richtigen Grammatikregeln lernen, auch wenn sie ab und zu fehlerhafte Sätze hören“, sagt sie. Es ist auch erlaubt, Sprachen zu mischen. „Im Alltag kann man einfach nicht zu hundert Prozent trennen“, sagt Yeliz. Wenn ihre Töchter mit ihr sprechen, findet sich oft ein deutsches Wort in einem türkischen Satz wieder.
Lange hat man geglaubt, dass eine mehrsprachige Erziehung der Sprachentwicklung der Kinder schaden kann und sie deshalb keine Sprache perfekt beherrschen. Das ist längst widerlegt. Ganz im Gegenteil: Eine mehrsprachige Erziehung hat viele Vorteile, ist Scharff Rethfeldt überzeugt: „Wer in der Lage ist, in mehr als einer Sprache zu kommunizieren, bekommt Zugang zu einer anderen Kultur und Lebensweise.“