Wer übernimmt den Bauernhof?

Wenn Landwirtinnen und Landwirte in Rente gehen, haben sie häufig Probleme, jemanden zu finden, der ihren Hof übernehmen möchte. Denn bei der jungen Generation ist der anstrengende Beruf eher unbeliebt.

Dorothee Hochgürtel betreibt seit 2001 einen Bauernhof im Westen Deutschlands. Sie hält dort Ziegen, Pferde und Schafe, insgesamt über 100 Tiere. Außerdem baut sie mehr als 130 Apfelsorten in ihrem Obstgarten an und verzichtet dabei auf Pestizide und chemische Düngemittel. Sie liebt ihren Hof. Sorgen macht ihr allerdings der Generationenwechsel: „Ich weiß, dass ich nicht jünger werde“, sagt die 65-Jährige. „Ich nähere mich dem Rentenalter, und die Frage, die ich mir immer wieder stelle, ist: Wem werde ich diesen Hof hinterlassen?“

Hochgürtel ist nicht die Einzige, die dieses Problem hat. Viele Landwirtinnen und Landwirte finden keine Nachfolger mehr. Denn dies ist kein Beruf, in dem man Arbeit und Freizeit gut miteinander vereinbaren kann. Die Arbeitstage sind sehr lang, und man muss sich ständig um Pflanzen und Tiere kümmern. Die Arbeitsbedingungen sowie die eher niedrigen Gehälter schrecken viele junge Menschen ab, so Wirtschaftswissenschaftler Panu Poutvaara.

Außerdem wird der Beruf immer komplizierter: „Es gibt zahlreiche Anforderungen, denen man heute gerecht werden muss“, sagt Christina Vogel von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, „vor allem die Gesetzgebung und der Druck der Verbraucher, aber auch der Klimawandel und natürlich die Preise für landwirtschaftliche [...] Produkte.“

Dorothee Hochgürtels Kinder haben sich gegen eine Übernahme des biologisch bewirtschafteten Hofs entschieden. Und auch sonst hat bisher niemand, den sie kennt, Interesse gezeigt. Doch die Landwirtin gibt nicht auf: Sie plant Info-Veranstaltungen und ein großes Hoffest, damit ihr Beruf wieder stärker öffentlich wahrgenommen wird. „Ich möchte einfach die Idee der Landwirtschaft hochhalten“, sagt sie, „und zeigen, dass man sie auch anders betreiben kann.“