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Wie Politik in Videospielen eingesetzt wird

In dem beliebten Videospiel „Animal Crossing“ sieht man plötzlich Bilder von Joe Biden, Donald Trumps Gegenspieler bei der US-Wahl. Doch politische Anliegen interessieren die meisten Gamer nicht – sie wollen nur spielen.

Im Videospiel „Animal Crossing: New Horizons“ lebt man auf einer Insel, spricht mit Tieren und baut sein eigenes Haus. Das Spiel ist sehr beliebt, verkaufte sich allein 2020 mehr als 20 Millionen Mal auf der ganzen Welt. Jetzt aber sieht man in den Vorgärten der virtuellen Häuser ganz reale Bilder von Joe Biden, der der nächste US-Präsident werden will. Denn das Team des demokratischen Kandidaten nutzt das Videospiel für seinen Wahlkampf.

Ganz neu ist die Idee nicht. Schon Barack Obama ließ sein Gesicht 2008 auf virtuellen Werbetafeln in Videospielen abbilden. Heute protestieren in der Spielewelt auch Aktivisten der Demokratiebewegung in Hongkong. Und eine Vertreterin der Black-Lives-Matter-Bewegung zeigte vor Kurzem Bilder von Opfern von Polizeigewalt. Sie alle nutzen den großen Erfolg der Videospiele, um mit ihrem Anliegen ein Millionenpublikum zu erreichen.

Allerdings konzentrieren sich die Gamer eher auf das Geschehen auf dem Bildschirm als auf die Werbung. „Sie haben vor allen Dingen Interesse an intensiven Spielerfahrungen und wollen weniger mit Weltverbesserung genervt werden“, sagt der Kommunikationswissenschaftler Christoph Klimmt. Außerdem seien Videospiele sperrig, Werbeinhalte könne man dort nur mit viel technischem Aufwand abbilden.

Trotzdem entscheiden sich politische Bewegungen immer öfter dafür, Werbung in Videospielen unterzubringen. Wenn man sein Anliegen geschickt in das Spiel einbaut, kann man damit politisch viel erreichen, glaubt Christoph Klimmt. Auf der „Animal Crossing“-Insel hat der US-Wahlkampf jedenfalls schon begonnen. Schilder von Donald Trump findet man dort bis jetzt allerdings nicht.

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