Manuskript

Wie soziale Medien unsere Meinung manipulieren 

Memes, Fotos, Videos: Lustige Inhalte haben manchmal ernste – teilweise sogar radikale – Hintergründe. Das ist gefährlich, denn die sozialen Medien beeinflussen die öffentliche Meinung stark. 

Gerade in Corona-Zeiten sind sie sehr beliebt: Lustige Videos oder Memes helfen, die Pandemie mit Humor zu sehen. Doch manchmal haben lustige Inhalte ganz andere Hintergründe. In den USA zum Beispiel sind Memes – Kombinationen aus Bild und Text – schon lange Teil des Online-Wahlkampfs. „Politische Kampagnen sind heute ein moderner Informationskrieg“, sagt Dan Pfeiffer, früherer Kommunikationsdirektor von Barack Obama: „massive Propagandaoperationen, die mit Twitter-Bots von Staaten ausgehen, die Empörung schüren und die Berichterstattung beeinflussen.“

In Europa gibt es einen „Informationskrieg“ in diesem Ausmaß nicht. Aber auch hier beeinflussen Bots – automatische Computerprogramme – die öffentliche Diskussion in den sozialen Medien. Und besonders in der Diskussion um die Corona-Pandemie sind auch radikale Gruppen aktiv, vor allem auf Seiten der Corona-Leugner. Internet-Experte und Autor Sascha Lobo warnt: „Corona-Leugner durchlaufen eine bisher so nie gesehene, pandemische Echtzeit-Radikalisierung.“ Das ist nur in und mit den sozialen Medien möglich, so Lobo. Er beobachtet, dass sich die Bewegung bereits zwischen Sommer und Herbst 2020 stark verändert hat – unter dem Einfluss der Verschwörungsideologie QAnon.

Soziale Medien fördern solche Entwicklungen. Denn wenn alle nur noch Informationsquellen nutzen, die die eigene Meinung bestätigen, wird die Öffentlichkeit immer mehr gespalten, erklärt Sprachwissenschaftler Lars Bülow von der Universität Wien. In einer digitalen Gesellschaft ist daher die Medienkompetenz der Nutzer wichtig. Michael Johann vom Institut für Medien, Wissen und Kommunikation der Universität Augsburg fordert aus diesem Grund eine „Medienkompetenz, die schon im Schulalter beginnt“. So sollen möglichst alle lernen, Inhalte kritisch zu hinterfragen – auch die lustigen.