Willkommen zur IDT in Wien
Eigentlich sollte die 17. IDT schon 2021 stattfinden, doch wegen Corona musste sie ausfallen. Umso mehr freut man sich in Wien, dass es jetzt endlich losgeht. Die DW sprach im Vorfeld mit Mitorganisator Hannes Schweiger.
Am 15. August beginnt an der Universität Wien unter dem Motto „mit.sprache.teil.haben“ die Internationale Tagung der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer 2022. 2.800 Lehrende und Forschende aus rund 110 Ländern werden erwartet. Erstmals werden sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt auch online zur weltweit größten Tagung zuschalten können. Die Konferenz wird vom Österreichischen Verband für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache (ÖDaF) im Auftrag des Internationalen Deutschlehrerinnen- und Deutschlehrerverbands (IDV) ausgerichtet. Die Deutsche Welle hat mit dem Präsidenten des ÖDaF, Hannes Schweiger, über die Ziele der Tagung gesprochen.
DW: Herr Schweiger, was können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der IDT 2022 erwarten?
Hannes Schweiger: Auf der IDT 2022 erwartet das Publikum in Wien ein sehr vielfältiges und breit gefächertes Programm, sowohl was das Fachprogramm als auch das Kultur- und Rahmenprogramm betrifft. Wir haben 50 unterschiedliche Sektionen und fast 50 Plenarvorträge, Posterpräsentationen und didaktische Werkstätten. Podien und Diskussionsforen werden ebenso wie Verlagspräsentationen stattfinden. Außerdem stellen verschiedene Institutionen neue Materialien vor.
Daneben wird ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten - von Tanz über Gesang und Impro-Theater bis hin zu Lesungen und Stadtführungen. Kurzum: Es ist sowohl eine Fachtagung als auch eine Begegnungstagung.
Im Rahmen der Tagungseröffnung spricht Sharon Dodua Otoo. Sie ist Schriftstellerin, politische Aktivistin und Bachmann-Preisträgerin 2016. Ausgehend vom Motto der IDT - „mit.sprache.teilhaben“ - wird sie eine Rede halten und sich der zentralen Frage widmen: Welche Bedeutung hat das Sprachelehren und die Sprache für die gesellschaftliche Teilhabe der Individuen?
Sprachenpolitik ist ein großes Thema auf der Tagung. Es heißt: Sprachen ermöglichen es, emanzipiert aufzutreten, indem wir selbst das Wort ergreifen und Positionen formulieren. Dadurch könne man teilhaben an Entscheidungen und am Zusammenleben. Was kann die Tagung dazu beitragen?
Am Ende der Tagung werden die sprachenpolitischen Thesen, die sogenannten Wiener Thesen, präsentiert. Sie sollen auch die Politik ansprechen - mit konkreten Forderungen zum Sprachenlehren und -lernen, zur Situation der Lehrkräfte und zum digitalen Wandel. Und sie sollen dem Umstand gerecht werden, dass Sprachenlehren und -lernen immer auch in einem mehrsprachigen Kontext stattfindet.
Die Tagung soll auch das friedliche Miteinander fördern. Wie geht man auf der Tagung mit dem Ukraine-Krieg um?
Was den Krieg in der Ukraine betrifft, war es uns als Tagungsleitung wichtig, Position zu beziehen und ganz klar von einem Angriffskrieg auf die Ukraine zu sprechen. Genauso war es uns aber ein Anliegen, niemanden von vornherein auszuschließen. Wir wollen den fachlichen Austausch in den Mittelpunkt stellen. Wiewohl wir natürlich wissen um die gesellschaftspolitische Verantwortung, die wir alle haben, wenn wir im Bereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache arbeiten. Es ist uns wichtig, dass wir einerseits solidarisch sind mit den Opfern des Krieges - und zwar jedes Krieges -, andererseits aber nicht Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft von der Tagung ausschließen. Uns ist auf der IDT auch wichtig, welchen Beitrag das Sprachenlehren und -lernen zu einem friedlichen Zusammenleben leisten kann. Das Deutschlehren und -lernen hat eine Verantwortung, was die Frage des Zusammenlebens in einer globalisierten, pluralen Gesellschaft betrifft.
Das Gespräch führte Edith Bachkönig.