Manuskript

Wir fürchten uns im Dunkeln, in geschlossenen Räumen,
vor Albträumen, davor, Schwäche zu zeigen und zu heulen.
Vor Streitereien mit meiner Kleinen, dabei zu laut zu sein,
so dass sie weint und schreit, sie möchte jetzt alleine sein.
Wir haben Angst vor der Zukunft, Angst vor Veränderung,
Angst stehen zu bleiben, nicht vom Fleck zu kommen.
Irgendwann zu bemerken, dass ich viel zu wenig drauf hab,
dass ich morgen nicht mehr aufwach, dass es mir nicht mal was ausmacht.

Wir haben Angst vor Blamagen, was zu wagen,
zu versagen, zu verlieren, zu viel zu riskieren.
Die erste Liebe loszulassen, sich wieder verkrachen,
um es wieder zu vermasseln und nie mehr zu lachen.
Habe Angst, dass ich meinen Kindern mal nichts bieten kann.
Wie soll ich meine Miete zahlen, wenn ich nichts verdiene, Mann?
Ratten, Spinnen, Schlangen, Staub, Mäuse und Bienen,
Viren, Bakterien – so viele Phobien.

Fürchte dich nicht, wenn es draußen langsam dunkel wird.
Fürchte dich nicht, wenn die Nacht dich umarmt.

Es gibt zu viele Psychos und Schläfer.
Es gibt zu viele Opfer und Täter.
Es gibt zu viele besoffene Schläger
und viel zu viele pädophile Väter.
Die Pupillen weiten sich, der Blutdruck steigt ohne Grund,
dein trockener Mund ist schon wund.
Du bist am Ende, hast zitternde Hände.
Alles, was du spürst, ist bittere Kälte.
Wir haben Angst vor dem Arzt, dem ewigen Schlaf,
Angst vor der Frage, gibt es ein Leben danach.
Brennende Kerzen, stechende Schmerzen,
gebrochene Herzen, zerfetzte Nerven.
Wir haben Platzangst, Höhenangst, Flugangst, Todesangst.
Angst macht uns krank, bis alles verkrampft.
Wir haben Angst, dass unser Traum zerfällt.
Wir haben Angst vor der Angst, Angst,
Angst vor uns selbst.

Fürchte dich nicht, wenn es draußen langsam dunkel wird.
Fürchte dich nicht, wenn die Nacht dich umarmt.

Manuskript