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Wo machten DDR-Bürger Urlaub?

DDR-Bürger hatten zwar das Recht auf Urlaub, konnten aber nicht überallhin reisen. Die Reisebeschränkungen waren massiv. Für die meisten war nur Urlaub in einigen sozialistischen Ländern möglich.


„Meine Eltern hatten einen Trabant 500, und ich kann mich erinnern, dass ich hinten immer schwer Luft kriegte.“ So erzählt Wolfgang Worf von Urlaubsreisen in seiner Kindheit zu DDR-Zeiten. Seine Eltern fuhren in den 1970er- und 1980er-Jahren regelmäßig mit dem Auto von Weimar nach Liberec in der damaligen Tschechoslowakei. Oft übernachteten sie dort bei Bekannten und Freunden.

Urlaub war erlaubt in der DDR. Doch konnten DDR-Bürger nicht spontan an einem beliebigen Ort auf der Welt Urlaub machen. Eine Urlaubsreise in den Westen war ausgeschlossen, für sogenannte Bruderländer wie Ungarn, Rumänien oder Bulgarien brauchte man eine Ausreisebewilligung. Und als Privatperson in die Sowjetunion oder Kuba zu reisen, war sehr schwierig.

Beliebte Reiseziele waren die Nachbarländer Polen und die Tschechoslowakei. Anfang 1972 wurden die Reisebeschränkungen zwischen der DDR und den beiden Ländern gelockert. Laut einem SED-Protokoll aus dem Jahr 1977 reisten DDR-Bürger in den ersten fünf Jahren fast 50 Millionen Mal dorthin. Bei den Reisen ging es für viele Menschen aber nicht nur darum, Kultur und Landschaft kennenzulernen. „Hier haben wir uns auch mit Verwandten aus dem Westen getroffen. Das war immer wieder sehr schön“, erzählt Wolfgang Worf.

Auch fanden viele DDR-Bürger das Leben in Polen zum Beispiel freier als in der DDR. Zeitschriften aus der Bundesrepublik Deutschland konnte man dort ohne Probleme kaufen, Kinos zeigten Hollywood-Filme. Axel Drieschner, der Ausstellungen zur Alltagskultur der DDR organisiert, sagt: „In Polen konnte man dann auch mal seinem Unmut Luft verschaffen und sich sozusagen lauter über bestimmte Problematiken äußern, die man im eigenen Land nicht öffentlich ansprechen wollte.“

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