Im Haus statt hoch hinaus
Zu Hause bleiben und warten – das passt so gar nicht zum Leben eines Sportlers. Doch manche Bergsteiger erkennen Gemeinsamkeiten zwischen einer Expedition und der Corona-Krise. Wie gehen Profis mit der Situation um?
Auf der Welt gibt es 14 Berge, die höher als 8000 Meter sind. Der deutsche Bergsteiger Ralf Dujmovits hat sie alle bestiegen. Auch seine Frau, die kanadische Kletterin Nancy Hansen, ist Profi-Sportlerin. Klar, dass die beiden viel Zeit draußen verbringen. Doch wie so viele Menschen müssen sie sich wegen der Corona-Krise umstellen: Alle geplanten Expeditionen wurden abgesagt. Beide trainieren jetzt zu Hause im Keller an einer kleinen Kletterwand. Statt laufen zu gehen, konzentrieren sie sich auf Krafttraining und Gymnastik.
Die Sportler denken aber auch an andere, die jetzt zu Hause sitzen und nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Für sie postet Ralf Dujmovits Bilder von seinen Expeditionen auf Instagram. Die Bergsteigerin Tamara Lunger aus Italien zeigt Trainingsvideos und lädt zum Mitmachen ein. Außerdem möchte sie den Menschen Mut machen: „Bleibt zu Hause! Obwohl getrennt, werden wir gemeinsam auch diesen Berg besteigen!“, schreibt sie. Viele Bergsteiger benutzen diesen Vergleich, um die Corona-Krise zu beschreiben, die alle gemeinsam bewältigen müssen.
Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit: Wer einen Berg besteigen will, braucht Geduld. Bei schlechtem Wetter muss man manchmal mehrere Tage oder sogar Wochen im Basislager warten. Der deutsche Profi-Kletterer Thomas Huber schreibt auf Facebook: „Das Leben im Basislager ist simpel und minimalistisch, und man hat die vielen Entbehrungen zu akzeptieren. Aber es gibt eine gute Seite: Alles entschleunigt, ziemlich schnell erkennt man, was wirklich wichtig im Leben ist, man hat endlich viel Zeit, und man hört die Stille.“