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Google vergisst nichts

Peinliche Party-Videos landen oft im Netz und bleiben dort ein Leben lang- Viele Bürger klagen gegen Google, damit solche Videos gelöscht werden. Das kollidiert allerdings oft mit dem Recht auf Pressefreiheit.

Der junge Mann machte sich in der Kneipe einen schönen Abend – und irgendwann tanzte er halbnackt vor der Kamera. Ein paar Tage später landete ein Video davon im Netz. Damals, mit Anfang 20, war das noch lustig. Aber zehn Jahre später nutzt er das Netz beruflich. Was, wenn sein Chef ihn googelt – und auf sein peinliches Video stößt?

Im echten Leben vergessen wir unsere Jugendsünden irgendwann, doch das Internet merkt sich alles. „Wenn kaum etwas mehr vergessen oder gelöscht wird, dann brauchen wir Werkzeuge, um im Einzelfall auch zu vergessen“, sagt der Medienrechtler Karl Nikolaus Peifer. Nach vielen Klagen von Betroffenen schuf der Europäische Gerichtshof neue Regeln. Seit 2018 dürfen EU-Bürger verlangen, dass persönliche Informationen über sie aus Suchmaschinen gelöscht werden.

Das heißt aber noch nicht, dass sie immer Recht bekommen. Bis zu einem Gerichtsurteil kann es lange dauern, und einen Prozess kann sich nicht jeder leisten. Der österreichische Jurist Viktor Mayer-Schönberger fordert schon seit vielen Jahren ein Verfallsdatum für digitale Informationen.  Dann würden sie nach einer bestimmten Zeit automatisch gelöscht.

Sein Vorschlag setzte sich jedoch bisher nicht durch, denn das Recht auf Vergessenwerden kollidiert mit dem Recht auf freie Presse. Medien müssen Zugang zu bestimmten Informationen bekommen, wenn sie von öffentlichem Interesse sind. Im Zweifel müssen die Gerichte abwägen und dann entscheiden. Ob Google den halbnackten Mann je vergisst, hängt also auch davon ab, wie wichtig und berühmt er in zehn Jahren sein wird.

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