Das Fleisch-Paradox: Warum essen wir Tiere?
Umweltschäden, gesundheitliche Folgen, das Leid der Tiere: Es gibt viele Gründe, auf Fleisch zu verzichten. Trotzdem ist Fleischkonsum für viele Menschen Normalität. Doch warum eigentlich?
Fast 60 Kilogramm Fleisch isst ein Deutscher pro Jahr. Doch die wenigsten töten und zerlegen die Tiere selbst. Sie kaufen das Fleisch im Supermarkt oder beim Metzger. So vergisst man leicht, dass das Steak einmal Teil eines Lebewesens war. Das führt zum Fleisch-Paradox: Obwohl man nicht für Leid und Tod verantwortlich sein möchte, isst man doch Tiere.
Dabei gibt es viele Gründe, auf Fleisch zu verzichten: Für die Viehzucht und den Anbau von Futtermitteln werden Gras- und Waldflächen wie der brasilianische Regenwald zerstört. So wird weniger CO2 gespeichert, und es gibt weniger Tier- und Pflanzenarten. Außerdem steigt der Wasserverbrauch: Für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch sind etwa 15.000 Liter Wasser notwendig. Dazu kommen die gesundheitlichen Folgen, zum Beispiel durch Antibiotika in der Massentierhaltung.
Benjamin Buttlar von der Universität Trier schreibt allerdings, dass Informationen über Umweltschäden und gesundheitliche Risiken für viele Menschen nicht das stärkste Argument dafür sind, auf Fleisch zu verzichten. Am wichtigsten sind vielen moralische Gründe: Die Lebensbedingungen der Tiere in der industriellen Massentierhaltung sind bekannt, ebenso Bilder vom industriellen Schlachten.
Wer trotzdem Fleisch isst, nennt dafür häufig ähnliche Gründe. Buttlar spricht von den drei Ns: Fleisch zu essen wird als normal, notwendig und natürlich angesehen. Außerdem schmeckt es vielen Menschen gut. Die eigene Ernährung zu verändern, ist daher nicht einfach. Gesamtgesellschaftlich lässt sich dennoch eine Entwicklung erkennen: Etwa 10 Prozent der Bevölkerung in Deutschland geben an, sich vegetarisch zu ernähren. Im Jahr 2000 waren es noch 7 bis 8 Prozent.