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NS-Raubkunst: die Geschichten der Opfer

Lange sprach man nicht über die Opfer: In der NS-Zeit wurden jüdischen Sammlerinnen und Sammlern Kunstwerke geraubt. Nun erzählt ein Filmprojekt ihre Geschichten. Sie handeln von Flucht, Deportation und Ermordung.

Die Werke sind oft berühmt: das goldene Porträt der Adele Bloch-Bauer von Gustav Klimt zum Beispiel oder die „Justitia“ von Carl Spitzweg. Ihre Gemeinsamkeit: Das NS-Regime hat sie jüdischen Besitzerinnen und Besitzern in den 1930er- und 1940er-Jahren geraubt. Nach dem Krieg hat man die Herkunft dieser Werke oft nicht geprüft, und auch nach den Opfern wurde nicht gefragt.

Erst 1998 verpflichtete sich Deutschland, seine Kunstwerke auf Raubkunst zu untersuchen. Doch diese Arbeit ist umfangreich und kompliziert: „Wir sprechen hier von insgesamt schätzungsweise 600.000 Kunstwerken“, sagt Kunsthistoriker Bernhard Maaz. Etwa 375 davon haben die Kulturinstitutionen „Bayerische Staatsgemäldesammlungen“, die Maaz leitet, und die „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ seit 1998 zurückgegeben, außerdem ca. 2.000 Bücher.

„Wir machen seit 20 Jahren Provenienzforschung, helfen bei Restitutionen oder stoßen sie an“, sagt Maaz. „Doch was zu wenig vermittelt bleibt, ist die große emotionale Tragweite dieser Prozesse.“ Damit beschäftigen sich die beiden Institutionen nun in einem gemeinsamen Projekt: 30 Filme erzählen die Geschichten berühmter Kunstwerke und konzentrieren sich dabei auch auf die Schicksale ihrer jüdischen Besitzerinnen und Besitzer.

Es sind Geschichten wie die des Zuckerfabrikanten Ferdinand Bloch-Bauer, dem sein Betrieb weggenommen wurde und der kurz nach Kriegsende verarmt und einsam in der Schweiz starb. Das Porträt von Klimt zeigt seine Ehefrau. Die „Justitia“ hatte der Kaufmann Leo Bendel unter ihrem Wert verkaufen müssen, als er auf der Flucht vor den Nazis nach Wien ging. 1939 wurde er in das KZ Buchenwald deportiert, wo er 1940 starb. Diese Geschichten mahnen: Neben der Rückgabe der Kunstwerke an die Familien dürfen die Schicksale der Opfer nicht vergessen werden.

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