Kann Stottern bald geheilt werden?
Stottern ist für Betroffene oft sehr belastend. Die Redeflussstörung beginnt meist früh, eine echte Heilung gibt es bis heute nicht. Forschende könnten aber nun entdeckt haben, wo das Stottern entsteht.
Man weiß genau, was man sagen will, doch bei einem bestimmten Wort gerät der Redefluss ins Stocken: Stottern ist ein Problem, von dem viele Menschen betroffen sind. Allein in Deutschland sind es etwa 800.000, fast ein Prozent der Bevölkerung. Bei Kleinkindern ist der Anteil mit über fünf Prozent noch höher. Das Stottern beginnt meist plötzlich zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr. Oft verschwindet es auch wieder von selbst. Andere Menschen dagegen stottern ihr ganzes Leben lang.
Früher galt Stottern als psychische Erkrankung, was inzwischen widerlegt ist. Wer stottert, dessen Gehirn hat Schwierigkeiten, den Redefluss zu kontrollieren. Forschende aus Finnland könnten nun herausgefunden haben, wo genau das Stottern entsteht. Sie entdeckten bei den Betroffenen in einem bestimmten Bereich des Gehirns Veränderungen in den neuronalen Knotenpunkten. Solche Veränderungen können bereits in der Kindheit oder auch erst im Erwachsenenalter etwa nach einem Schlaganfall auftreten.
Neurologe Martin Sommer von der Universität Göttingen ist selbst vom Stottern betroffen. Er erklärt: Stottern lässt sich zwar mit bestimmten Methoden kontrollieren, bisher aber nicht medizinisch heilen. Er warnt vor unwirksamen Medikamenten oder Therapien: „Es gibt immer noch dubiose Behandlungsanbieter, die sozusagen Wunderheilung versprechen. Da muss man vorsichtig sein.“ Die Entdeckung aus Finnland aber könnte ein erster Schritt in Richtung neuer Therapiemöglichkeiten sein.
Eine wirksame Therapie würde das Leben vieler Betroffener leichter machen, denn sie leiden oft sehr unter dem Stottern. Viele von ihnen machen Erfahrungen mit unsensiblen oder sogar aggressiven Reaktionen ihrer Mitmenschen. Auch gut gemeinte Ratschläge als Reaktion auf das Stottern sind wenig hilfreich. Stattdessen sollte man „abwarten, anschauen und zuhören“, empfiehlt Sommer.
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