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Ramadan – gemeinsam fasten und feiern

In vielen Ländern des Nahen Ostens nehmen auch Nicht-Muslime an den Feiern zum Ramadan teil, einige fasten sogar mit. Auch in Europa werden gemeinsame Feierlichkeiten immer beliebter.


„Manchmal machen Christen Nachtisch“, erzählt Kholoud Khardoum aus dem Irak. „Manchmal bringen Muslime Essen vorbei. Oder sie fasten alle zusammen. Es ist wirklich schön, diese Dinge zu teilen“, sagt sie. Auch die ägyptische Koptin Um Amir fastet und isst im Ramadan mit ihrer muslimischen Freundin. Rita aus dem Libanon fastet ebenfalls: „Ich bin Christin, aber seit ich klein war, habe ich viele muslimische Freunde, und für mich waren die Unterschiede der Religionen nie wichtig“, sagt sie.

Alle drei leben in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. Hier ist der Ramadan Teil des öffentlichen Lebens und betrifft daher auch Nicht-Muslime – ähnlich, wie Weihnachten in Europa auch Nicht-Christen betrifft. Doch auch in Europa wird der Fastenmonat immer bekannter. 2023 wurde in London erstmals eine wichtige Straße mit Ramadan-Lichtern geschmückt, 2024 folgte Frankfurt am Main dem Beispiel. Und im österreichischen Kärnten kommen beim „offenen Iftar“ jedes Jahr mehr Muslime und Nicht-Muslime zum Fastenbrechen zusammen.

Doch es gibt auch Kritik. Einige Muslime ärgern sich über die Kommerzialisierung des Ramadans. Konservative Geistliche meinen, dass Nicht-Muslime nicht daran teilnehmen sollten. Rechtsextreme in Europa sind dagegen, weil sie kulturelle Vielfalt ablehnen. Und einigen Social-Media-Persönlichkeiten, die aus dem Fasten eine Art Gesundheitswettbewerb gemacht haben, wird kulturelle Aneignung vorgeworfen.

Farid Hafez von der Georgetown-Universität in Washington sieht vor allem Vorteile in der Aufwertung des Ramadans. Denn laut Hafez wird dadurch „die politische Anerkennung und Gleichberechtigung der Muslime im öffentlichen Raum“ gestärkt. Auch für Esther-Miriam Wagner von der Universität Cambridge überwiegen die Vorteile: „Wenn wir eine vielfältige Gesellschaft haben, sehen wir, dass die Vielfalt eine blühende und lebendige und in der Regel gerechtere Gesellschaft fördert“, sagt sie.

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