Manuskript

MARK:
Hallo, Jojo. Sag mal, wie war deine Prüfung? Reza hat mir davon erzählt.

JOJO:
Ich bin angenommen.

MARK:
Du wirkst aber nicht wirklich glücklich. Was ist denn los?

JOJO:
Ben hat mich nicht abgeholt.

MARK:
Ich hätte dich abholen können, wenn ich es gewusst hätte. Aber Ben? Wer ist Ben?

JOJO:
Ben ist mein ... Freund. Irgendwie. Wir haben uns im Internet kennengelernt. Seit einem halben Jahr haben wir täglich Kontakt. Er kommt aus Köln, weißt du?

MARK:
Aha, und er ist der Grund, warum du hierher gezogen bist.

JOJO:
Nein, natürlich nur wegen des Studiums. Na ja, vielleicht ein bisschen. Aber weißt du, nach Brasilien kann Ben nicht kommen. Dafür hat er nicht genug Geld. Er arbeitet im Theater. Na ja, und da habe ich mir gedacht, wenn ich schon in Deutschland studieren will ...

MARK:
... warum dann nicht in der schönen Domstadt, in der Stadt, aus der deine Internetbekanntschaft kommt. Mann, Jojo, das ist doch total bescheuert! Du kennst den doch überhaupt nicht.

JOJO:
Natürlich kenne ich ihn!

MARK:
Wie denn, wenn du ihn noch nie getroffen hast?!

JOJO:
Von seinen E-Mails! Aus seinen Fotos. Und ...

MARK:
Aufpassen, Jojo! Vielleicht ist das ein Spinner! Ein Perverser! Ein Verrückter! Und du rennst ihm blind in die Arme. Du hast dich noch nicht mit ihm getroffen, oder?

JOJO:
Aber heute, heute treffe ich ihn!

MARK:
Na, dann bin ich ja mal gespannt. Ich hoffe, du kommst lebend zurück. Wie naiv ihr Frauen seid! Unfassbar! Meine Ex-Freundin wollte auch immer auf die Kunsthochschule. Als ob du ein Diplom brauchst, um Künstler zu sein. Künstler!

REZA:
Wie sieht das denn mit dem Essen aus?

JOJO:
Ja, Künstler! Genau! Wenigstens hab' ich noch Träume!

MARK:
Träume, pah!

REZA:
Ich hab auch Träume, und zwar vom Essen. Wann gibt’s denn was?

MARK:
Wenn du gekocht hast.

JOJO:
Wenn du wenigstens irgendwelche Pläne für deine Zukunft hättest. Denk doch mal nach!

REZA:
Mark, wenn du hier mal was essen willst, dann geh mal einkaufen. Ich habe keine Lust, das immer alleine zu machen, echt ...