Materialien für den DaF-Unterricht

Alltagsdeutsch im DaF-Unterricht

Landeskundliches Wissen und Ausdrücke, die man eigentlich nur vor Ort lernt: Mit spannenden Kurzreportagen tauchen Sie in den deutschsprachigen Alltag ein – in Arbeit, Freizeit, Gesellschaft und Traditionen.

Eine junge Frau auf einer Straße
  • interessante Kurzreportagen mit einem sieben- bis zehnminütigen Audio, Manuskript, Übungen und Lösungen
  • Einzelfolgen, die unabhängig voneinander einsetzbar sind 
  • für Lernende auf den Niveaustufen C1 und C2 
  • für den Einsatz im Unterricht und zum Selbstlernen 
  • vielfältige Themenfelder: Freizeit, Gesellschaft, Arbeit, Traditionen, Wissenschaft, Kultur, Lokales  
  • Schwerpunkt auf verschiedenen Registern der Alltagssprache 
  • jeden Dienstag aktuell

Kurzreportagen, die alle Register ziehen 

Alltagssprachliche Ausdrücke zu verstehen und in die eigene Sprache aufzunehmen, ist eine der typischen Herausforderungen, vor denen fortgeschrittene Lernende stehen. Doch nicht alle haben die Möglichkeit, längere Zeit in deutschsprachigen Ländern zu verbringen. Dazu kommt, dass viele kurstragende Lehrwerke Alltagssprache vor allem im Grundstufen-Bereich behandeln, sich ab der Mittelstufe aber häufig auf Schriftsprache und formelle Sprechsituationen konzentrieren. Alltagssprache kommt dabei zu kurz. Dabei gibt es viele schöne Redewendungen, (regionale) Ausdrücke und sprachliche Bilder, die sich zu lernen lohnen. Denn wer ist nicht beeindruckt von Lernenden, die Ausdrücke wie „sich auf die faule Haut legen“ oder „da läuft etwas schief“ beherrschen? 

Im Mittelpunkt der kurzen Audioreportagen der Reihe Alltagsdeutsch stehen Original-Sprachbeiträge (sogenannte O-Töne) von Menschen in bestimmten Situationen – im Alltag wie im Beruf. Versprecher, regionale Varietäten, Umgangssprache, bildhafte Sprache oder auch Fachsprache bilden eine breite Vielfalt von Sprachregistern und Idiolekten ab.

Aufgefangen werden diese O-Töne durch Erklärungen, die von professionellen Sprecherinnen und Sprechern in den Beitrag einfließen und z. B. Redewendungen erläutern oder regionale und umgangssprachliche Ausdrücke paraphrasieren. So können viele Verständnis- und Wortschatzfragen schon durch das aufmerksame Zuhören geklärt werden. 

Neben den sprachlichen Strukturen steht die Landeskunde im Fokus dieses Formats: Ganz alltägliche Situationen vermitteln Hintergrundinformationen einerseits zum praktischen Leben in Deutschland, andererseits zu Kultur und Gesellschaft – Wissen, das man sonst nur in Gesprächen mit den Menschen vor Ort bekommt.  

Im Unterricht können Sie die Reportagen als besondere Auflockerung nutzen – etwa an einem Freitagnachmittag oder Montagmorgen, wenn Sie die Lernenden mit einem besonderen Input motivieren möchten. Alternativ wählen Sie aus den Archiven ein Thema aus, zu dem Sie aus Ihrem kurstragenden Lehrwerk heraus eine Brücke schlagen können, und integrieren es in Ihr Programm.  

Alltagsdeutsch im Unterricht 

Zu jeder Reportage des Formats gibt es ein Manuskript (mit oder ohne Worterklärungen), drei bis fünf Übungen und die Lösungen dazu. Sie können die Materialien entweder interaktiv nutzen oder Manuskript und Übungen als PDF unter dem Menüpunkt „Extras“ herunterladen und ausdrucken, was sich für den Unterricht empfiehlt. Auch das Audio steht Ihnen dort zum Download zur Verfügung. 

Mit den Übungen können folgende Fertigkeiten trainiert werden: 

  • globales und selektives Hörverstehen 
  • selektives Leseverstehen 
  • Wortschatz mit einem besonderen Schwerpunkt auf unterschiedlichen Sprachregistern des Alltags 
  • teilweise Grammatik 

Wenn Sie Alltagsdeutsch nicht regelmäßig im Unterricht einsetzen, können Sie Ihren Teilnehmenden auch empfehlen, allein damit zu arbeiten.  

Vorentlastung 

Um den Wortschatz vorzuentlasten und an Vorwissen anzuknüpfen, zeigen Sie den Lernenden zunächst Titelbild, Überschrift und den kurzen Einführungstext (den sogenannten Teaser) auf der Startseite der jeweiligen Folge. Zu einigen Themen werden Ihre Kursteilnehmenden gleich etwas sagen können. Falls dies nicht so ist, lassen Sie Ihren Kurs das Bild der Folge so genau wie möglich beschreiben und in Bezug zu Überschrift und Teaser setzen. Fragen Sie die Teilnehmenden z. B., ob das Bild die Texte unterstützt oder ob sie keinen Bezug erkennen. Lassen Sie die Teilnehmenden Vermutungen darüber anstellen, welche Informationen die Reportagen liefern. Sammeln Sie diese an der Tafel.  

Sollten Sie eine Alltagsdeutsch-Folge ausgewählt haben, zu der es nur wenig Vorwissen gibt, können Sie auch Einzelaspekte des Themas als Rechercheaufgaben im Kurs verteilen. So erschließen sich die Lernenden z. B., wie gekochter Grünkohl aussieht, dass das Wort „Wossi“ eine Kombination aus „Wessis“ und „Ossis“ ist oder wo die Region Westfalen liegt.  

Zu einzelnen Folgen können Sie auch hinleiten, indem Sie zunächst über ein allgemeineres Thema mit Bezug zur Folge sprechen: Wird z. B. ein bestimmtes Handwerk in einer Alltagsdeutsch-Folge vorgestellt, können Sie Ihre Kursteilnehmenden über verschiedene, ihnen bekannte Handwerksberufe sprechen und gemeinsam Vergleiche anstellen lassen. Später können Sie die Teilnehmenden in Kleingruppen überlegen lassen, welche Arbeitsschritte, Materialien oder Werkzeuge im Handwerk, das in der Alltagsdeutsch-Folge vorgestellt wird, wichtig sind und so den Wortschatz vorentlasten.  

Eine andere Möglichkeit ist, in Gruppenarbeit Mindmaps zu bestimmten Wortfeldern zu erstellen. Die Lernenden sammeln beispielsweise Nomen, Verben und Adjektive zu Themen wie „Geruch“, „Pilgern“ oder „Ökotourismus“. Im Plenum können Sie anschließend wichtigen Wortschatz aus der Folge ergänzen.  

Zu einigen Folgen können Sie auch anhand von Wortanalysen einen Zugang schaffen. So lassen sich z. B. Wörter wie „Telefonseelsorgerin“, „Glücksratgeber“, „Eiswein“ oder „Osterlachen“ über die Komposita erschließen. Auch so lassen sich Vermutungen ableiten, über die Sie eine Hörerwartung aufbauen können. Verraten Sie aber vor dem Abspielen des Audios nicht zu viel! Schreiben Sie offene Fragen und Vermutungen zunächst unkommentiert an die Tafel. 

Hörverstehen 

Die Lernenden hören sich die Reportage zunächst an, ohne in das Manuskript der Folge zu schauen. Ermutigen Sie sie, sich auf die Aspekte zu konzentrieren, die sie verstehen, und nicht auf die, die sie nicht verstehen. Durch die Wiederholungen und Erläuterungen der Sprecherinnen und Sprecher werden sie sich vieles erschließen können, was im O-Ton vielleicht nicht direkt klar geworden ist.  

Beim Anhören der Reportage machen sich die Lernenden Notizen. Dabei können sie W-Fragen (Wer? Was? Wann? Wie? Warum?) als Gliederungshilfe verwenden. Sammeln Sie die W-Fragen bei Bedarf vor dem ersten Anhören an der Tafel. Besprechen Sie die Antworten anschließend im Kurs. Unterschiedliche Antworten auf dieselbe Frage können Sie an der Tafel sammeln und beim wiederholten Anhören überprüfen lassen. Alternativ arbeiten die Lernenden zu zweit. Sie vergleichen ihre Notizen und erklären sich gegenseitig, was sie verstanden haben. In ihren Notizen markieren sie auch, was noch unklar geblieben ist. 

Sollten Sie mit den Kursteilnehmenden als Vorentlastungsaufgabe Vermutungen über den Inhalt der Folge an die Tafel geschrieben haben, können Sie nach dem ersten Abspielen des Audios gemeinsam besprechen, welche ihrer Vermutungen zutreffen. Markieren Sie richtige Vermutungen – z .B. mit einem Häkchen. Falsche Vermutungen können Sie durchstreichen. Vermutungen, bei denen sich die Lernenden nicht sicher sind, lassen Sie noch an der Tafel stehen und beim wiederholten Anhören der Reportage überprüfen.  

Eine weitere Möglichkeit ist, die Folge zunächst in Abschnitten abzuspielen. Stoppen Sie die Wiedergabe des Audios nach jedem Abschnitt – z. B. nach einem O-Ton und der jeweiligen Erläuterung durch den Sprecher oder die Sprecherin. Die Lernenden nennen im Plenum Schlüsselbegriffe oder passende Überschriften, die Sie an der Tafel notieren können. Beim wiederholten Anhören mit oder ohne Unterbrechungen können die Teilnehmenden prüfen, ob ihre Angaben richtig sind. Alternativ können Sie aber auch im Plenum gemeinsam besprechen, was passend oder weniger passend ist. 

Bevor sich Ihre Kursteilnehmenden mit dem Manuskript und den Übungen befassen, können Sie sie auffordern, das Gehörte in ihren eigenen Worten kurz zusammenzufassen – auch abschnittsweise. Hierzu können Sie das nötige Vokabular an die Tafel schreiben, wie z. B. „Der erste Abschnitt handelt davon, dass ...“, „Im zweiten Abschnitt beschreibt eine Expertin, wie ...“. 

Arbeit mit Manuskript und Übungen 

Verteilen Sie nun das Manuskript der Folge. Die Lernenden lesen sich die Texte alleine durch. Dabei können Sie die Reportage auch noch einmal abspielen. Mit Fragezeichen markieren die Kursteilnehmenden verbleibende offene Fragen, die sie anschließend im Plenum stellen können. Lassen Sie zunächst die anderen Lernenden antworten und greifen Sie nur ein, wenn Unterstützung nötig ist.  

Die Aufgaben können in Einzel- oder Partnerarbeit bearbeitet werden. Dabei kann auch auf das Manuskript zurückgegriffen werden, wenn dies nötig sein sollte. Die Ergebnisse können Sie im Kurs vergleichen lassen. Oder Sie schreiben die Lösungen zur Selbstkontrolle an die Tafel.  

Vertiefung der alltagssprachlichen Kompetenzen und des Registerbewusstseins 

Lenken Sie zum Schluss noch einmal die Aufmerksamkeit der Lernenden auf alltagssprachliche Ausdrücke aus der Reportage. Klären Sie gemeinsam, aus welchem Register die Ausdrücke stammen (z. B. Umgangssprache, eine regionale Varietät, Fachsprache, humorvolle oder ironische Alltagssprache) und was sie genau bedeuten. Die Teilnehmenden recherchieren dann online weitere Anwendungsbeispiele und sammeln im Plenum Beispielsätze. Sie können auch auf Situationen eingehen, in denen die Ausdrücke besser nicht verwendet werden sollten und die Teilnehmenden Begründungen dafür formulieren lassen.  

Falls Sie zur Vorentlastung Mindmaps erstellt haben, können diese nun ergänzt werden. Dabei sammeln die Lernenden in Gruppenarbeit passende Wörter aus dem Manuskript. Falls möglich, können sie auch das Register notieren, z. B.: stinken (neutral) – miefen (umgangssprachlich) – einen üblen Geruch verbreiten (gehoben). Ermutigen Sie die Lernenden, in Alltagsgesprächen, beim Ansehen von Filmen oder beim Anhören von Podcasts „die Ohren offen zu halten“ und auf die gelernten oder auf ähnliche Ausdrücke zu achten und sie ggf. zu notieren. 

Wenn Sie die Folgen regelmäßig im Unterricht einsetzen, können Sie auch ein Plakat mit Ausdrücken erstellen, die die Kursteilnehmenden gerne lernen würden, und im Klassenraum aufhängen. Nach und nach können Sie dann weitere Begriffe und Phrasen aufnehmen.  

Interkulturelles Lernen 

Zum Abschluss bietet sich zu den meisten Themen ein interkultureller Vergleich an. Fragen Sie die Lernenden z. B., … 

  • was sie überrascht und was ihre kulturellen Erwartungen bestätigt hat. 
  • wie eine ähnliche Situation in ihrem Herkunftsland aussehen könnte und was dabei wahrscheinlich anders wäre. 
  • ob sie selbst Erfahrungen zu dem Thema gemacht haben, in deutschsprachigen Ländern oder im Herkunftsland.  

Bieten Sie dazu auch passende Redemittel an, die eingesetzt werden können, um z. B. Überraschung auszudrücken, Vergleiche zu ziehen, Vermutungen anzustellen, von Erfahrungen zu berichten. In den meisten gängigen Lehrwerken der Niveaustufe finden Sie im Anhang ein entsprechendes Glossar. Sie können sich daran auch orientieren, um eigene Redemittel zu formulieren, die genau zu den Äußerungen der Lernenden passen.  

Weiterführende Aufgaben 

Sprechen Sie mit Ihren Kursteilnehmenden abschließend noch einmal über ihre Erwartungen an die Reportage, die sie vor der Bearbeitung geäußert hatten. Gibt es noch Fragen, auf die die Reportage keine Antwort liefert? Welche Informationen könnten noch ergänzt werden? Vergeben Sie Recherche-Aufgaben dazu und lassen Sie die Teilnehmenden als Hausaufgabe kurze Informationstexte schreiben. 

Alternativ können Sie die Teilnehmenden zu zweit oder alleine kurze fiktive O-Ton-Texte im Stil der Alltagsdeutsch-Reportage aufschreiben lassen, in denen ein Experte oder eine Expertin diese fehlenden Informationen liefert. Wenn Ihnen viel Zeit zur Verfügung steht, können die Teilnehmenden zuvor die Aspekte, die sie ergänzen möchten, im Internet recherchieren. Wichtig ist, dass die O-Ton-Texte umgangssprachliche Ausdrücke und Wendungen enthalten. Sollten Sie ein Plakat mit Ausdrücken und Begriffen aus früheren Alltagsdeutsch-Folgen erstellt haben, können die Kursteilnehmenden auch darauf zurückgreifen. In einem zweiten Schritt werden dann die erklärenden Textabschnitte erstellt, die die O-Ton-Texte aufgreifen und erläutern.  

Möglich ist auch, die Texte anschließend mit einem Aufnahmegerät (z. B. mit einem Smartphone) aufzunehmen: Eine Person übernimmt die Rolle des Experten oder der Expertin und die andere die Rolle der Person, die die O-Töne erläutert.