Manuskript

Beatmungsgeräte statt Autos

Ein spanisches Start-up hat ein Gerät entwickelt, das in Krankenhäusern eingesetzt werden kann, wenn die Beatmungsgeräte knapp werden sollten. Beim Bau wurde das Unternehmen vom Autohersteller SEAT unterstützt, der in der Corona-Krise keine Autos produziert und die Fabrik für die Produktion der Atemgeräte nutzen kann. Die ersten Geräte sind bereits in spanischen Krankenhäusern im Einsatz.

SPRECHER:
Auf und ab: Wenn sich die Lungen so mit Luft füllen, dann steigen die Überlebenschancen der COVID-19-Patienten. Die Maschine, die die Luft hineinpumpt, ist so etwas wie Hightech-Improvisation. Denn ein Start-up in Barcelona fragte sich, wie man angesichts der vielen Opfer schnell helfen kann.

IGNASI PLAZA (Protofy):
Wir sahen, dass es in Italien viele Probleme mit der Beatmung gab. Wir suchten nach einer Lösung und fanden diese Ambubeutel. Die werden zur Beatmung genutzt, wenn Menschen einen Atemstillstand haben.

SPRECHER:
Die Idee des Start-ups bekam Unterstützung vom Autobauer SEAT, der gerade wegen des Virus keine Autos baut. Auch dort wollten die Mitarbeiter nicht nur zu Hause sitzen und dem Desaster zuschauen.

CHRISTIAN VOLLMER (SEAT):
Nach drei Tagen Produktionsstopp hier in der Fabrik kam uns die Idee, etwas für die Gesellschaft in Spanien zu tun.

SPRECHER:
14 Prototypen in drei Wochen: 12 bis 14 Stunden arbeiteten Techniker und Mediziner täglich an dem Notfallbeatmungsgerät. Die Teile dafür kommen sogar aus dem Auto.

CHRISTIAN VOLLMER:
Einzelteile, die wir entweder gekauft haben, die wir sowieso in den Autos verwenden wie den Scheibenwischermotor, oder eben selbst hergestellt ohne eine langfristige Anfertigung von Werkzeugen.

SPRECHER:
Bis zu 300 Beatmungsgeräte werden im SEAT-Werk pro Tag produziert. Die ersten sind in spanischen Krankenhäusern im Einsatz.

PATRICIA SUCH (SEAT-Werksärztin):
Wir verteilen die Beatmungsgeräte an Krankenhäuser in Barcelona und Madrid. Und die Ärzte, die mit uns in Kontakt stehen, geben uns ein sehr positives Feedback.

SPRECHER:
Doch nicht alles läuft rund – gerade bei einem Teil, das SEAT und Protofy nicht selbst herstellen können, das aber entscheidend ist: der Ambubeutel.

IGNASI PLAZA:
Die sind nicht so verfügbar, wie wir dachten. Die haben plötzlich auch eine weltweite Nachfrage. Wir versuchen, das zu lösen und sie irgendwo zu finden. Deshalb rufen wir auch alle auf, die vielleicht noch als Händler irgendwo welche auf Lager haben, wovon wir nichts wissen: Bitte meldet euch bei uns.

SPRECHER:
Wenn hier bei der Volkswagen-Tochter SEAT wieder der Leon vom Band läuft, lebt die Idee vom Beatmungsgerät weiter. Denn längst haben sich Interessenten aus anderen Ländern gemeldet. Und jeder kann das Gerät frei nachbauen.