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Charles III. – ein König, den nicht alle wollen

Nach dem Tod seiner Mutter Elizabeth II. im September 2022 wurde Charles III. automatisch König von Großbritannien und Nordirland. Am 6. Mai 2023 wird nun in London seine Krönung offiziell gefeiert. Die Briten, die ihr Königshaus nach wie vor mehrheitlich unterstützen, bekommen für das große Fest sogar einen eigenen Feiertag. Doch Charles ist weniger beliebt als seine Mutter – und die Stimmen derer, die lieber eine Republik haben wollen, werden immer lauter.

SPRECHERIN:
Im Stechschritt dem großen Tag entgegen: der Krönung von King Charles. Doch nicht nur vor dem Buckingham Palace ist es festlich. Im ganzen Land bereiten sich die Untertanen auf ihren neuen König vor. Auch in der Boyn Valley Road in Maidenhead, einem kleinen Städtchen im Süden Großbritanniens.

RAYMOND TUCKER (Festkomitee in Maidenhead):
Die Queen war ein großartiges Vorbild. Und Charles wird es auch gut machen.

SPRECHERIN:
Zu seinen Ehren wollen sie hier gleich die ganze Straße sperren. Und auch sonst hat sich das Festkomitee einiges vorgenommen.

EMMA KISBY (Festkomitee in Maidenhead):
Es wird eine riesige Party, wir freuen uns sehr darauf.

SPRECHERIN:
Aber nicht alle Briten teilen die Vorfreude, im Gegenteil. Die Republikaner Ben Clinton und David McAlpine rebellieren: Es sollte niemand mehr gekrönt und die Monarchie am besten ganz abgeschafft werden.

BEN CLINTON (Republikaner):
Warum sollten wir nicht unser Staatsoberhaupt wählen? Warum müssen wir mit dieser Familie vorliebnehmen, die wir uns nicht ausgesucht haben? Junge Menschen haben nicht die Möglichkeit, zu sagen: Ich möchte das machen, ich möchte das Leben der Menschen verbessern. Es ist gegen alle demokratischen Gepflogenheiten.

SPRECHERIN:
Die Monarchie sei aber auch teuer,argumentieren die Republikaner. Eine Untersuchung einer britischen Tageszeitung schätzt allein das Privatvermögen des Königs auf fast zwei Milliarden Pfund. In einer Zeit, in der einige Briten kaum ihre Familien ernähren können, sei das nicht angemessen, sagen sie.

DAVID MCALPINE (Republikaner):
Es sind enorme Privilegien und unverdienter Reichtum, die damit einhergehen. Das ganze Klassensystem wird dadurchzementiert. Das ist nach wie vor ein großes Problem. Niemand kann es an die Spitze schaffen.

SPRECHERIN:
Charles III. schlagen anders als seiner Mutter mitunter Proteste entgegen: Allerdings lässt er sich von Eierwerfern nicht aus der Ruhe bringen. Genauso wenig von Demonstrationen, die sich ihm auf einer Reise in den Norden Englands kürzlich entgegenstellten. Der Slogan: „Not My King“, nicht mein König. Vor allem jüngere Briten stehen den Royals laut Umfragen zunehmend skeptischer gegenüber.

BEN CLINTON:
Wir hoffen, dass unsere Proteste rund um die Krönung stärker wahrgenommen werden. Wir wollen aufzeigen, wie ungerecht die Monarchie in den letzten Jahrzehnten für uns war, und unsere Botschaft mit der Welt teilen.

SPRECHERIN:
In der Boyn Valley Road in Maidenhead kommt die Botschaft der Republikaner allerdings überhaupt nicht an. Hier malen die Kinder Königskutschen, während die Erwachsenen sich auf den Feiertag freuen. Welches Gebäck wird man zum Tee reichen, wo werden die Union Jacks platziert? Sie finden den 74 Jahre alten Charles das ideale Staatsoberhaupt. 

RAYMOND TUCKER:
Er versteht unser Land, mit all unseren Stärken und Schwächen.

SUSAN FONTENELLE (Festkomitee in Maidenhead):
Großbritannien war schon immer eine Monarchie, das gehört zu uns, ist Teil der Struktur unseres Landes.

ARAN BELCOURT (Festkomitee in Maidenhead):
Das Ende der Monarchie wäre doch ein unglaublicher Schock für die ganze Welt!

SPRECHERIN:
Noch überzeugen Charles, Camilla und die Royal Family mit ihrem königlichen Glanz die Mehrheit der Briten. Sie werden sie weiterhin in der ganzen Welt repräsentieren. Zumindest vorerst. Denn junge Briten können mit den Traditionen, der jahrhundertealten Staatsform, einer Königin oder einem König immer weniger anfangen.

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