Das Bauernopfer
Wer Schach spielt, schätzt das Bauernopfer. Im alltäglichen Leben ist ein Bauernopfer nicht angenehm. Zumindest für das Opfer.
„Der Minister ist nur ein Bauernopfer“: So lautet die Schlagzeile in der Zeitung. Wer beim Wort „Bauernopfer“ an Ställe, Kühe und Heu denkt, liegt falsch. Das Wort kommt nicht von den Bauern, die Höfe bewirtschaften. Es kommt aus der Welt des Schachspiels. Dort gibt es pro Spieler acht Bauern – Spielsteine, die zu Spielbeginn in einer Reihe vor den übrigen Schachfiguren stehen. Sie bilden so eine Art Schutzwall. Allerdings ist der Bauer auch die Figur, die nach den Spielregeln am wenigsten Möglichkeiten hat. Manchmal muss ein Spieler auf einen dieser Bauern verzichten, ihn „opfern“, um einen Spielvorteil zu haben. Ähnlich funktioniert es auch in der Politik oder einem anderen Lebensbereich. Eine Person wird „geopfert“, um eine andere nicht zu gefährden. Und das „Bauernopfer“ hat dann plötzlich viel Zeit – nicht nur zum Schachspielen.