Manuskript

Deggendorfer Knödel: eine bayerische Legende

Altes Brot, Milch, Eier, Zwiebeln und Gewürze – das sind die typischen Zutaten für Knödel, die vor allem in Süddeutschland sehr beliebt sind. Eine ganz besondere Beziehung zu Knödeln hat das niederbayerische Deggendorf: Sie sollen die Stadt sogar vor einer feindlichen Belagerung gerettet haben. Und auch die Zutaten für echte Deggendorfer Knödel sind etwas anders.

SPRECHER:
Ein Knödel mit Überraschungseffekt: außen dunkel, innen weiß – ein typischer Deggendorfer Knödel. Knödel sollen einst die bayerische Stadt gerettet haben. Seitdem steht in Deggendorf alles in ihrem Zeichen. Essen kann man sie zum Beispiel hier, im Restaurant „Zur Knödelwerferin“. Woher dieser Name kommt, dazu später mehr. Er ist hier der Chef, und er weiß ziemlich viel über Knödel.

HELMUT KURZ (Restaurantbetreiber):
Mein Name ist Helmut Kurz. Ich bin der Wirt vom Gasthaus „Zur Knödelwerferin“. Und wir machen gerne Knödel, weil man kann die sehr gut variieren, und [sie] passen überall gut dazu und man kann so manches drin verstecken.

SPRECHER:
Knödel als Versteck? Das wollen wir genauer wissen. Für die Zubereitung des typisch bayerischen Semmelknödels, also einem Knödel aus Brötchen, braucht man zerkleinertes Schwarzbrot und zerkleinerte Semmeln, rote Zwiebeln, Eier, helle Zwiebeln, Milch, Petersilie, etwas Butter, Salz, Muskatnuss und Pfeffer.

HELMUT KURZ:
Unsere eigens kreierten Deggendorfer Knödel – der besteht aus zwei Teigen, dem ganzen normalen Semmelknödel-Teig als Kern, und das wird umhüllt mit einer Schwarzbrotknödel-Masse.

SPRECHER:
Zuerst die Zwiebeln in der zerlassenen Butter anbraten, bis sie glasig sind.

HELMUT KURZ:
Dann geben wir die Petersilie dazu, dass der Geschmack richtig rauskommt.

SPRECHER:
Die Masse zu den zerkleinerten Brötchen geben. Die hat man am besten schon am Vortag gekauft.

HELMUT KURZ:
Es war früher eigentlich eine Speise-Reste-Verwertung. Das ist eigentlich die Erfindung oder der Grund, warum man Knödel gemacht hat.

SPRECHER:
Aber erst mal muss die Milch aufgekocht und dann zu den zerbröselten Semmeln gegeben werden. Dann mit Pfeffer, Salz und Muskatnuss würzen. Die Masse etwas abkühlen lassen, erst danach das Ei hinzufügen.

HELMUT KURZ:
Jetzt kommt der eigentliche Akt: die Masse verkneten. Sehr wichtig [ist], dass die Hände natürlich sauber sind. Und jetzt einfach richtig gatschen.

SPRECHER:
Jetzt kleine Bälle formen. Diese müssen dann für ungefähr zehn Minuten in den Tiefkühlschrank, damit sie leicht anfrieren. Zeit, den Schwarzbrot-Teig zu machen, ebenfalls aus Brot vom Vortag. Der Schwarzbrot-Teig wird nach dem gleichen Prinzip zubereitet: angebratene Zwiebeln und Petersilie mit Brot, Milch und Eiern vermengen.

HELMUT KURZ:
Die Masse passt, ist ein bisschen fester als die Semmelknödel-Masse, und somit können wir mit unserem Verstecken der Kerne beginnen. Man muss schon versuchen, die Fläche 'n bisschen glatt zu machen, sonst bricht es. Also, es ist nicht ganz einfach. Und drum ist es eben wichtig, dass der schön kalt ist, weil dann ist er fest. So, und jetzt: Simsalabim! Und jetzt schön drehen, damit man das so verstreicht, dass eben keine Risse drin sind. Wenn das Wasser reingeht, dann fällt er auseinander.

SPRECHER:
Die Knödel kommen ins kochende Salzwasser.

HELMUT KURZ:
Und auf Wiedersehen!

SPRECHER:
Fünf Minuten mit Deckel kochen, dann die Hitze etwas reduzieren und weitere 15 Minuten ziehen lassen. In der Zwischenzeit schauen wir, warum sich hier in Deggendorf alles um diese Teigbälle dreht. Die Stadt soll einer Legende nach im 13. Jahrhundert belagert worden sein. Die Angreifer wollten die Deggendorfer aushungern, doch diese Frau soll sie alle gerettet haben. Mit einer Schüssel voller frischer Knödel begegnete sie demnach zufällig einem Angreifer.

ANJA FRÖHLICH (Leiterin der Deggendorfer Museen):
Geistesgegenwärtig nahm sie einen dieser Knödel, bewarf damit den Späher, der komplett natürlich erstaunt war darüber, dass die Deggendorfer jetzt schon mit Essen werfen können, zurück ins feindliche Lager sprintete und sagte: „Die Belagerung, die lohnt sich nicht, die haben so viel Essen, die können damit sogar schon werfen.“

SPRECHER:
Und jetzt ist die Knödelwerferin fester Bestandteil der Stadt. Die Deggendorfer haben ihr ein Denkmal gewidmet und man kann sie sich sogar um den Hals legen. Zurück in die Küche: Die Knödel sind fertig.

HELMUT KURZ:
Solange er unten ist, ist sowieso überhaupt nicht möglich, dass er fertig ist. Aber sie sollen trotzdem auch oben noch ein bissel ziehen. Er sollte schon gar sein, sonst schmeckt es nicht.

SPRECHER:
Den gegarten Knödel gibt's mit frischen Pfifferlingen und Rahmsoße. Heute brauchen die Deggendorfer ihre Knödel zum Glück nicht mehr als Wurfgeschoss – und können sie einfach nur genießen.