Der Kadavergehorsam
Ein totes Tier, das alles tut, was man ihm sagt? Das gibt’s doch nicht, oder? Die Antwort liegt nicht im Tierreich, sondern in der katholischen Religion.
Nachts auf dem Tierfriedhof. Die toten Haustiere Trixie, Bello, Waldi und noch viele andere stehen aus ihren Gräbern auf. Ihre toten Körper folgen den Besitzern brav nach Hause, genauso wie zu ihren Lebzeiten. Das ist aber nicht der Beginn eines gruseligen Films – und auch kein Kadavergehorsam. Beim Wort „Kadaver“ denkt man zuerst an ein totes Tier. Denn der tote Körper eines Menschen heißt „Leichnam“. Aber dennoch hängen beide Begriffe zusammen. Kadavergehorsam kommt ursprünglich aus der Sprache der katholischen Kirche. Ein Orden, die Jesuiten, verlangte von seinen Mitgliedern, Gott und den Vorgesetzten „wie ein toter Körper“ zu gehorchen. Die Ordensregeln waren auf Lateinisch verfasst und „cadaver“ bedeutet da eben „Leichnam“. Gemeint ist also ein bedingungsloser Gehorsam – ohne eigene Meinung oder freien Willen. Also: Die toten Haustiere können ruhig auf dem Friedhof liegen bleiben.