Wort der Woche

Der Nestbeschmutzer

Man beißt die Hand nicht, die einen füttert, sagt ein deutsches Sprichwort. Genau das aber wirft man dem Nestbeschmutzer vor.

Undankbar findet man den Nestbeschmutzer, unverschämt und hinterhältig. Sein Vergehen: Er kritisiert seine eigene Umgebung. Das ist für seine Gegner ein großes Verbrechen. Wer diesen Begriff verwendet setzt voraus, dass jemand sich einer Gruppe oder einer Anschauung zugehörig fühlt. Bedingungsloser Zusammenhalt wird erwartet – unabhängig davon, ob etwas moralisch oder rechtlich gut oder schlecht ist. Der Begriff ist aus der Tierwelt übernommen. Einem Vogel, dem Wiedehopf, wurde früher nachgesagt, dass er sein eigenes Nest mit Kot verunreinigt. Jemand, der als Nestbeschmutzer bezeichnet wird, befindet sich auf jeden Fall in bester Gesellschaft. Viele berühmte Schriftsteller etwa mussten sich diese Beschimpfung schon gefallen lassen.