Die Funkstille
Wenn nicht mehr gefunkt wird, herrscht Stille – nicht nur physikalisch, sondern auch zwischenmenschlich.
„Ich habe seit Wochen nichts von ihr gehört“, sagt er. „Es herrscht Funkstille.“ So nennt man es, wenn zwei Menschen nicht mehr kommunizieren. „Sie ruft nicht mehr an, sie schreibt keine SMS, kein Brief von ihr liegt im Briefkasten. Und auch keine Mail von ihr landet im Posteingang.“ Das klingt traurig. Dabei ist Funkstille im ursprünglichen Sinne etwas, das Leben retten kann. Der Begriff kommt nämlich eigentlich aus der Schifffahrt. Viermal stündlich geben Boote für einige Minuten keine Funksprüche ab. Dann ist es still und auch ganz schwache Notsignale können empfangen und gehört werden. Wer unter zwischenmenschlicher Funkstille leidet, sollte sich daran erinnern: Beide Seiten können sie beenden. Statt darauf zu warten, dass das Telefon klingelt, kann man einfach selbst zum Hörer greifen.