Die Strohwitwe
Eine Strohwitwe ist eine besondere Frau. Sie lebt alleine – zumindest für eine gewisse Zeit. Ihr Partner ist aber nicht gestorben.
„Dieses Wochenende bin ich Strohwitwe“, sagt Anne. Ist das ein Grund, ihr zu sagen oder zu schreiben, wie sehr man den Tod ihres Partners bedauert? Schließlich ist eine Witwe jemand, deren Mann nicht mehr lebt. Und auf Stroh, also getrocknetem Gras, wird sie aus Trauer bestimmt nicht schlafen. Nein, eine Strohwitwe ist eine Frau, die für eine bestimmte Zeit ohne Partner ist – wenn dieser zum Beispiel am Wochenende nicht da ist. Das Wort geht zurück auf den Begriff der Gras- oder Strohbraut. Früher wurde so ein Mädchen genannt, das keine Jungfrau und unverheiratet war. Und weil es keinen Brautkranz aus Gras oder Stroh auf dem Kopf getragen hatte, machte man sich auf diese Weise über es lustig. Das Mädchen war keine richtige Braut, genauso wie eine Strohwitwe keine richtige Witwe ist. Anne jedenfalls nutzt ihr Strohwitwenleben, um mit ihren Freundinnen shoppen zu gehen. Übrigens: Am kommenden Wochenende ist ihr Mann Strohwitwer.