Manuskript

Ein Festival für das Alphorn

Das Alphorn zählt zu den Nationalsymbolen der Schweiz. Jährlich findet in Nendaz ein großes Festival statt, bei dem das Instrument im Mittelpunkt steht. Neben traditioneller Musik werden auch moderne Stücke gespielt.

SPRECHER:
Die Schweiz: überwältigende Bergpanoramen, atemberaubende Natur und ein „musikalisches“ Nationalsymbol – das Alphorn. Dem rund dreieinhalb Meter langen Instrument zu Ehren treffen sich jedes Jahr Tausende Alphornfans in Nendaz im Kanton Wallis.

MANN 1:
Ich komme aus Belgien, dem flämischen Teil.

MANN 2:
Ich bin aus Holland.

MANN 3:
Ich komme aus Manchester in Großbritannien.

FRAU:
Ich komme aus Deutschland, aus Steinheben, und uns gefällt die Alphorn… das Alphornspielen. Und deshalb kommen wir her.

SPRECHER:
Rund 4000 Alphornbläser sind in der Schweiz aktiv. Hier in Nendaz, auf dem größten Alphornfestival des Landes, treffen sich 150 Musiker aus der ganzen Welt. Die meisten von ihnen sind über 50. Doch es gibt auch junge Instrumentalisten, die Lust auf das Alphorn haben.

WILLI ZIMMERLI (Komiteemitglied des internationalen Alphornfestivals):
Was sich vielleicht jetzt ein bisschen tendenziell anbahnt, ist, dass verschiedene Jüngere auch versuchen, ein bisschen aus der Folklore rauszukommen, sondern eher dann eben ein bisschen in jazzige[n] oder dann auch in chromatische[n] Tonlagen zu spielen, sofern das möglich ist.

SPRECHER:
Je nach Horn können zwölf bis 16 Töne erzeugt werden – genug, um auch zeitgenössische Stücke zu spielen. Die internationale Gruppe „The Alpine Sisters“ hat sich darauf spezialisiert.

JESSICA FROSSARD (Alphornistin):
Man kann natürlich nicht alles spielen. Aber unseren Stil können wir durchaus wählen.

ANNETTE COX (Alphornistin):
Es ist, als hätte man eine Trompete ohne Ventile. Wir haben begrenzte Möglichkeiten.

JESSICA FROSSARD:
Eine Zeitlang galt Folklore als langweilig. Aber jetzt scheint es, als gäbe es ein Comeback. Und ich glaube, dass Alphornspielen jetzt wieder richtig cool ist. Es ist wirklich im Trend.

SPRECHER:
Ursprünglich war das Alphorn quasi das „Handy“ der Hirten – und das nicht nur in Europa. Auch in Asien wurde es von den meisten Viehhütern als Kommunikationsmittel genutzt. Im Verlauf der fast 500-jährigen Geschichte verstummte das Alphorn in der Schweiz immer mehr. Nendaz gilt heutzutage als Hauptstadt des Instruments. Hier spielt es fast jeder – so wie Patricia Monory.

PATRICIA MONORY (Alphornistin):
Meine Mutter ist auch Alphornistin. Sie spielt mit mir in einer Gruppe. Ich glaube, ich habe damit angefangen, weil sie es gespielt hat, und ich dachte, es ist ein cooles Instrument. Und jetzt bin ich hier.

SPRECHER:
Viele Alphornbläser brauchen auch viele Alphörner. In der Schweiz gibt es rund 40 der spezialisierten Instrumentenbauer. Einer von ihnen ist François Morisod. Zwei Wochen ist er mit einem Instrument beschäftigt. Fünf bis acht Jahre muss das Holz der Schweizer Rottanne trocknen, ehe er es verarbeiten kann.

FRANÇOIS MORISOD (Alphornbauer):
Wir wählen einen Baum aus, der auf nährstoffarmem Boden wächst. Auf sehr steinigem Untergrund wächst er sehr langsam und nicht so hoch. Die Leitungsbahnen im Baum sind sehr eng, wodurch das Wachstum verlangsamt wird. Solches Holz suchen wir. Wir nennen es Klangholz. Es ist das gleiche Holz, aus dem man Geigen, Gitarren und ähnliche Musikinstrumente baut.

SPRECHER:
Mit Stolz [er]halten die Männer aus Nendaz und Umgebung auch andere Bräuche aufrecht wie das sogenannte „Geislechlöpfern“ und das „Treichlern“, bei dem riesige Kuhglocken geläutet werden. Der Höhepunkt ist aber das Gesamtspiel der 150 Alphornbläser. Und das wird ganz sicher auch nächstes Jahr so sein, wenn das Festival im Südschweizer Kanton Wallis in die 19. Runde geht.

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