Manuskript

Ein Fotograf, der Moscheen liebt

Eckhard Ahmed Krausen ist vor mehr als 30 Jahren vom Christentum zum Islam übergetreten. Seitdem faszinieren ihn Moscheen, und er reist durch ganz Europa, um muslimische Gebetshäuser zu fotografieren. Der Deutsch-Däne findet dort Ruhe und Entspannung. Um auch anderen die besondere Stimmung nahezubringen, hat er ein Buch veröffentlicht, in dem seine schönsten Arbeiten zu sehen sind.
 

SPRECHER:
Orientalische Ornamente, Kalligraphie und ein prunkvoller Kronleuchter. Der deutsch-dänische Fotograf Eckhard Ahmed Krausen ist fasziniert von der Architektur und Ästhetik der Kopenhagener Großmoschee. Aber nicht nur das. Moscheen sind für ihn ein ganz besonderer Ort.

ECKHARD AHMED KRAUSEN (Fotograf):
In der Moschee fasziniert mich hauptsächlich die Ruhe, dass man hier zur Ruhe kommen kann, dass man hier die Kalligraphien beobachten, lesen kann, dass man vielleicht auch mit anderen Muslimen ins Gespräch kommt. Seine Gebete natürlich machen - selbstverständlich. Aber auch hier die Ruhe findet und einfach die Umgebung genießen.

SPRECHER:
Moscheen und die islamische Architektur in Europa: So lautet das Thema, das der Fotograf seit vielen Jahren bildlich dokumentiert. Über 70 Moscheen in mehr als 15 europäischen Ländern hat er bereits fotografiert, darunter Moscheen in Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien. Seine Fotografien hat er auch in einem Buch herausgebracht. Einen Unterschied im Vergleich zu Moscheen in der islamischen Welt hat er dabei festgestellt:

ECKHARD AHMED KRAUSEN:
Ich glaube, dass die Moscheen in Europa bescheidener sind und weniger Größe haben als die in muslimischen Ländern.

SPRECHER:
Gläubige Muslime beten fünf Mal am Tag, Männer und Frauen getrennt voneinander. Eine Moschee ist immer auf die Kaaba in Mekka, das zentrale Heiligtum des Islams, ausgerichtet. In europäischen Moscheen ist ein Gebetsruf über Lautsprecher in der Regel nicht erlaubt. Auch Minarette, wo der Gebetsruf erfolgt, waren lange nicht genehmigt. Doch die wachsende Zahl der Muslime in Europa hat dazu geführt, dass viele Moscheen mittlerweile auch von außen leicht zu erkennen sind.

ECKHARD AHMED KRAUSEN:
Die neuen modernen Moscheen hier in Dänemark, die haben die Erlaubnis, Minarette zu bauen. Und das war nicht immer so: Früher, 1964, die erste Moschee, die außerhalb von Kopenhagen liegt, da war das ausdrücklich noch verboten. Aber heute es ist doch Gott sei Dank besser geworden.

SPRECHER:
Eckhard Ahmed Krausen ist in einer konservativen christlichen Familie im westdeutschen Aachen aufgewachsen. Ende der 1970er-Jahre verlässt er Deutschland und reist nach Asien und Afrika, wo er in Ägypten den islamischen Glauben kennenlernt. 1992, mit Ende 30, konvertiert er zum Islam. Die Fotografie ist für ihn ein Mittel, sich mit seiner Identität als europäischer Moslem auseinanderzusetzen.

ECKHARD AHMED KRAUSEN:
Ich hab’ gemerkt, das ist eigentlich das, was ich eigentlich suche: europäische islamische Architektur. Das hat mir so gefallen, dass ich mich direkt in diese Moscheen verliebt habe. Und das sind meine Moscheen. Das ist meine … meine große Liebe.

SPRECHER:
Heute ist Eckhard Ahmed Krausen in Malmö unterwegs, um eine der ältesten Moscheen Schwedens zu fotografieren. Das islamische Zentrum in Malmö wurde 1984 gebaut. Hier trifft sich die muslimische Gemeinde zum Gebet und zum Austausch. Eckhard Ahmed Krausen hat die Moschee vor mehr als zwanzig Jahren schon einmal fotografiert.

ECKHARD AHMED KRAUSEN:
Als ich zum ersten Mal hier[her] kam, um die Moschee zu fotografieren, das war 1999, da gab es diese Minarette noch nicht. Es gab nur das Gebetshaus und [diesen] Vorhof hier. Und dieser Vorhof ist eine typische Gestaltung einer Moschee, die es auch überall in den muslimischen Ländern gibt - wo man sich trifft und sich versammelt und dann, später dann, in die Moschee geht zum Gebet.

SPRECHER:
Fotos von dieser und den vielen anderen Moscheen, die Eckhard Ahmed Krausen über zwei Jahrzehnte fotografiert hat, wurden bereits in mehreren Ausstellungen gezeigt. In seinem Buch befinden sich auch Fotos von seinen ganz persönlichen Favoriten.

ECKHARD AHMED KRAUSEN:
Meine Lieblingsmoschee ist die Moschee in Belarus. Diese gelbe Moschee hier, einfach weil Gelb meine Lieblingsfarbe ist. Als weiteres Projekt hab’ ich jetzt ein dänisches Buch und [das] wird noch ausführlicher und noch schöner als dieses Buch hier.

SRPECHER:
Zurück nach Kopenhagen, der Wahlheimat von Eckhard Ahmed Krausen. Mit seinen Fotos verarbeitet er seine eigene Geschichte und will auch dafür sorgen, Vorurteile gegenüber Muslimen in Europa abzubauen.