Manuskript

Ein Ort, wo Märchen wahr werden

Die Fantasie des Schweizer Künstler Bruno Weber kannte keine Grenzen. Fast fünfzig Jahre lang schuf er seltsame Märchenwesen und geheimnisvolle Mythengestalten und stellte sie in seinem Garten auf. Auch in seinem Haus gibt es überall etwas zu entdecken: zum Beispiel Schränke mit Beinen und Armen oder eine Badewanne in einer Höhle. Nach dem Tod ihres Mannes führt Maria Anna Weber sein Werk weiter.

SPRECHER:
Die Wunderwelt von Bruno Weber – kaum vorstellbar, dass man hier mitten in der Schweiz ist. Fast fünfzig Jahre lang hat der Künstler einen Ort geschaffen, der seiner Vorstellungskraft entsprungen ist. Fantasiekreaturen und Fabelwesen gibt es hier an allen Ecken. Mit seiner Frau Maria Anna Weber lebte er hier bis zu seinem Tod 2011. Sie weiß, was ihn zu dieser verrückten Anlage inspiriert hat.

MARIA ANNA WEBER (Künstlerin):
Märchen und Mythen hatten ganz sicher einen Einfluss. Wir lasen uns auch immer wieder vor, vor dem Einschlafen. Er liebte sakrale Orte, vor allem gotische Kathedralen. Er hat immer wieder dann aus dem Eigenen geschöpft, es gibt Mappen voller [er] Ideen, die er gerne noch ausgeführt hätte.

SPRECHER:
Bruno Weber war Maler, Architekt und Bildhauer zugleich, er lebte in und mit seiner Kunst. Seine Frau Maria Anna Weber hat all die Jahre an seinem Werk mitgearbeitet. Sie hat Betonfiguren gegossen, was sie heute noch mit ihrem Enkel macht, Mosaike gelegt und zeigt auch immer noch Park und Wohnhaus den Besuchern.

MARIA ANNA WEBER:
Ich zeige euch ’s Haus, kommt mit rein. Ja, ich möchte euch hier den Waldgarten zeigen, den Bruno symbolisch als Raum dargestellt hat. Ihr seht hier die Tiere des Waldes quasi umgesetzt, die Sträucher, das Feuer, das man sich im Wald macht. Und da sieht man die Skulptur, die das Menschliche und Tierische vereinbart und gleichzeitig der Geschirrschrank ist.

SPRECHER:
Gegessen wird hier entweder am Tischgrill oder am transparenten Schmetterlingstisch mit geflügelten Stühlen.

MARIA ANNA WEBER:
Hier gibt es überall Wege und Durchgänge zum Entdecken.

SPRECHER:
Im ersten Stock: das Familienbadezimmer, wie eine Tropfsteinhöhle mit bunten Edelsteinen. Die riesige Badewanne war vor allem ein großer Spaß für die Zwillingstöchter der Webers.

MARIA ANNA WEBER:
Heute ist sie den Enkeln und der Enkelin vorbehalten. Dieser(n) Raum mit den vielen Stalaktiten empfinde ich so als Mosaikorgie.

SPRECHER:
Das Schlafzimmer gleich nebenan: fröhlich und positiv.

MARIA ANNA WEBER:
Wir kommen da ins Blätterzimmer. Da ist die Sonne, und im Frühling scheint sie direkt aufs Bett, also die Sonne durch die Sonne durch das Tiffany-Glas.

SPRECHER:
Ein Stockwerk weiter oben wartet die nächste Überraschung. Hier kommt man in das Sternenzimmer, ein ganz besonderer Rückzugsort auf achteckigem Grundriss mit direktem Blick in den Himmel.

MARIA ANNA WEBER:
Bruno hatte hier seinen Tisch, Stuhl, zeichnete, machte Entwürfe, las – was auch immer, so dass er ungestört war. Bis hier rauf durften die Besucher nicht. Dieser Raum wurde auch benützt für Feste, eine Trauung, es war der Raum für Silvester.

SPRECHER:
Im Park von Bruno Weber dreht sich alles um grenzenlose Fantasie und Vorstellungskraft. Und am Ende ist es fast seltsam zu sehen, dass die normale Schweizer Welt mit ihren Fabriken und Schornsteinen direkt vor der Haustür liegt.

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