Manuskript

Ein Roboter als Koch

Ein Roboter, der in der Küche leckere Gerichte zubereitet? Das gibt es schon in einer Berliner Kantine – und den Kunden schmeckt’s. Die Idee stammt von dem Berliner Startup Aitme, das etwas gegen den Fachkräftemangel in der Gastronomie tun wollte. Ganz ohne Hilfe kommt der Roboterkoch aber noch nicht klar: Die Zutaten müssen ihm bereitgestellt werden. Und was auf den Teller kommt, entscheiden immer noch seine menschlichen Kollegen. 

SPRECHER:
Dieses Pastagericht mit veganem Fleisch und Parmesan hat nicht ein Mensch, sondern dieser Kochroboter zubereitet. Er steht seit zwei Wochen in der Kantine eines Bürokomplexes in Berlin. Am Touchpad oder per Handy-App wird bestellt. Zur Auswahl stehen Nudelbowls. 8,50 Euro kostet ein Menü. Ist es bezahlt, beginnt der Roboter zu kochen. Die Zutaten sind vorgekocht und vorgeschnitten. Die Maschine mischt alles zusammen, erhitzt es, fünf Minuten später wird gegessen.

KUNDIN 1:
Ich finde es fantastisch. Ich bin sehr überrascht, wie lecker es ist.

KUNDE 2:
Tatsächlich ganz gut. Also, die Nudeln [waren] hätten vielleicht ein bisschen länger kochen können, aber ich glaube, das ist alles [vom] noch ein Teil vom Feintuning des Geräts.

KUNDE 3:
Is‘ ok. Also, is‘ natürlich nicht wie im Restaurant, aber es is‘ auf jeden Fall besser als in der klassischen Kantine.

KUNDIN 4:
Das kann man wirklich mit Kantinenessen vergleichen. Und es ist frisch zubereitet. Ich denke, es ist sogar noch besser. Es wird nicht so lange in den Töpfen warmgehalten.

SPRECHER:
Den Roboter hat das Berliner Startup Aitme entwickelt. Gründer Emanuel Pallua war schon beim Lieferservice Foodora dabei. Der große Fachkräftemangel in der Gastronomie brachte ihn auf die Idee.

EMANUEL PALLUA (Mitgründer von Aitme):
Wir sehen es eher als Ergänzung zur normalen Kantine im Mittagsgeschäft, um da etwas Last rauszunehmen. Aber ganz besonders auch, wo wir viel Nachfrage haben in dem ganzen Thema Nacht-Versorgung, Wochenend-Versorgung, wo ‘ne normale Kantine aufgrund von [der] Anzahl [der] Mitarbeiter, die man benötigt, Anzahl [der] Zutaten, die man vorhalten muss, warmhalten muss, eigentlich nicht arbeiten kann, weil‘s zu teuer ist. Und deswegen haben die Kantinen oft zu.

SPRECHER:
Den deutschen Aramark Chef Arnold Thomas hat der Kochroboter überzeugt – angesichts fehlender Arbeitskräfte. Gleich fünf hat er bestellt. Seit der erste hier kocht, rufen Kollegen aus ganz Europa bei ihm an.

ARND RUNE THOMAS (Geschäftsführer Aramark Deutschland):
Es ist tatsächlich so, dass diese… diese Situation, die es bei uns auch gibt, mit dem Fachkräftemangel, die ist weltweit. Das merken wir überall. Wir kriegen einfach immer mehr Probleme, gut ausgebildete Leute zu bekommen, Leute auch zur Ausbildung zu bringen. Das erleben sie in Spanien, in der Tschechischen Republik genauso wie bei uns.

SPRECHER:
Die klassische Kantinenküche soll bestehen bleiben. Den Roboterkollegen sehen sie als Entlastung und nicht als Konkurrenz. Ein bisschen mulmig ist der Aramark-Küchenchefin in Berlin aber doch.

CLAUDIA KELLER (Küchenleiterin):
Also, mein… mein persönlicher Wunsch wäre es, wenn diese Roboter eine Unterstützung bleiben und nicht uns das Kochen abnehmen, weil so wie die Oma früher gekocht hat, dass wir das weiter behalten und noch mehr… weiter ausbauen. Das wär‘ mir persönlich wichtig.

SPRECHER:
Ganz allein kochen kann der Roboter nicht. Die Gerichte hat der Aitme-Koch Safari Rutwaza entwickelt. Vorher kochte er im Adlon-Hotel. Die Zutaten, wie Gemüse und Saucen, füllt er in insgesamt 36 Kanister, aus denen sich der Roboter bedient. Dass der ihn bald ersetzt, glaubt er nicht.

SAFARI RUTWAZA (Koch):
Beim Kochen benutzt man ja alle fünf Sinne. Das heißt: Man sieht, was man kocht. Man schmeckt, was man kocht. Man riecht, was man kocht. Man tastet das Produkt ab. Ist es schmierig? Ist es hart? Ist es weich? Und das sind alles Fähigkeiten, die aktuell noch kein Roboter beherrscht.

SPRECHER:
Und noch etwas fehlt beim Roboter: das Gesellige. Die Maschine ist vor allem für Mitarbeiter interessant, die schnell etwas essen wollen.

ARND RUNE THOMAS: 
Die klassische Kantine, wie wir sie in Deutschland kennen, wird bleiben. Es wird immer diesen Begegnungsort geben. Man muss sich immer vorstellen, es geht ja [um] weitaus mehr als um[s] reine Essen. Die Menschen wollen sich treffen, die wollen sich sehen.

SPRECHER:
Noch steht die Technologie am Anfang. In einigen Jahren aber wird es vielleicht ganz normal sein, dass Maschinen für uns kochen.

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