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Exoskelette– wie Technik die Arbeit erleichtert

Wer beruflich viel heben oder schwer tragen muss, klagt meist früh im Arbeitsleben über Rückenschmerzen. Sogenannte Exoskelette können da helfen: Ein Roboter, der direkt am Körper befestigt wird, stützt den Körper und verteilt das Gewicht. Zum Einsatz könnten Exoskelette zum Beispiel in der Pflege und in der Industrie kommen.

SPRECHER:
Robotergeräusche auf der Pflegestation in der Berliner Charité: Ein Exoskelett unterstützt Pflegerin Sara Vas Contreiraz. Das Gewicht der Patientin wird verteilt, weg vom Rücken auf Schultern und Beine. Noch ist das Gerät im Test. Contreiraz wünscht sich, dass es zum Standard wird. Denn viele Pfleger auf ihrer Station geben den Beruf frühzeitig auf, weil das Heben der Patienten zu sehr schmerzt.

SARA VAS CONTREIRAZ (Pflegerische Stationsleitung Charité):
Es ist alles, was wir hier brauchen. Also, Rückenschonung ist das Beste, was wir hier machen können, damit wir noch länger arbeiten können.

SPRECHER:
Die Patienten stört der Roboter auf dem Rücken nicht, wie Renate Maier. Sie freut sich für die Pflegekräfte.

RENATE MAIER (Patientin):
Ich finde das … finde das gut, dass die Technik immer weitere Fortschritte macht, und das kommt ja beiden zugute, dem Patienten und auch den Pflegekräften.

SPRECHER:
Die Charité testet Exoskelette seit 2021. Die jetzige Version ist ganz neu und angepasst für die Pflege. Unter anderem wurden Griffe integriert für die Patienten. Die Leiterin der Pflegeforschung Sandra Strube-Lahmann will die Wirkung des Pflege-Exoskeletts in einer Studie untersuchen. Sie hofft, auch ein Mittel gegen den Fachkräftemangel gefunden zu haben.

SANDRA STRUBE-LAHMANN (Leitung Pflegeforschung, Charité):
Ich könnte mir vorstellen, dass wir möglicherweise einen Beitrag damit leisten können, dass die Belastung eben reduziert wird und damit vielleicht der Austritt aus dem Beruf vielleicht an der Stelle den einen oder anderen vielleicht doch noch hält.

SPRECHER:
Norma Steller von German Bionic hat das Pflege-Exoskelett entwickelt. Es wurde im Dezember 2023 vorgestellt. Erste Modelle sind in den USA, Europa und Japan in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen im Einsatz. Es ist erst der Anfang, sagt Norma Steller.

NORMA STELLER (Chefin von German Bionic Technologie):
Immer, wenn der Mensch ‘ne Möglichkeit gefunden hat, sich durch Technologie besser zu machen, hat er sie auch weiterentwickelt und in den Alltag integriert. Und ein Exoskelett wird dazugehören. Wir werden sie nicht nur im Arbeitsleben finden, sondern auch im Privatleben. Wir werden sie finden, wenn wir älter werden, dass sie uns Systeme geben, um länger eigenständig und selbstständig zu leben. Das heißt, es wird Alltag sein, dass uns Roboter am Körper begleiten.

SPRECHER:
Eine Vision, die den deutschen Automobilzulieferer Mubea überzeugt hat. In Nordrhein-Westfalen produziert das Unternehmen die Exoskelette. Die nächste Lieferung steht schon bereit. Ziel sind die USA. Stefan Cuber ist zuständig für die neue Produktlinie. Er erwartet in den nächsten zwei bis fünf Jahren einen großen weltweiten Markt für Exoskelette.

STEFAN CUBER (Managing Director Micromobility Mubea):
Die Hebebewegung kommt ja weltweit. An unendlich vielen Arbeitsplätzen ist sie zentraler Bestandteil sozusagen des Arbeitsplatzes. Und eine mobile Unterstützung in Form eines Exoskeletts ist aus unserer Sicht da ein sehr mobiler Weg, das an allen möglichen Arbeitsplätzen eben einzusetzen, den Rücken zu schonen und eben auch noch im Zweifel einen Effizienzgewinn zu erzeugen.

SPRECHER:
Ein erster großer Käufer könnte Mubea selbst sein. Das Unternehmen hat weltweit 50 Werke und 15.000 Mitarbeiter. Ein Test mit den Exoskeletten läuft derzeit.

STEFAN CUBER:
Im Bereich des unteren Rückens, der den ganzen Tag eigentlich in vielfältiger Weise beansprucht wird, gibt es so eine Unterstützung oder so einen Schutz bisher nicht. Und deswegen ist das Exoskelett für uns eben auch für die Eigennutzung sehr interessant.

SPRECHER:
Ob Exoskelette für die Logistik geeignet sind, untersucht auch das Fraunhofer Institut. Die Forschung steht noch am Anfang – zu neu sind die Geräte. Doch die ersten Tests sind ermutigend.

SEMHAR KINNE (Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML):
Potenziale sind auf jeden Fall … sind auf jeden Fall da, durch Exoskelette eben ‘ne Verbesserung der Ergonomie zu erzielen und damit eben zur Gesunderhaltung der Mitarbeitenden beizutragen.

SPRECHER:
Sara Vas Contreiraz ist jetzt schon überzeugt. Sie will auf die Unterstützung beim Heben und Bücken nicht mehr verzichten.

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