Frische Pilze aus Berlin
In Berlin baut die Firma Tupu Pilze an – und versorgt damit lokale Restaurants und Geschäfte. Durch die kurzen Transportwege lässt sich der CO2-Ausstoß der verwendeten Pilze deutlich verringern, zum Beispiel für den japanischen Shiitake. In der Gastronomie freut man sich über die hohe, gleichbleibende Qualität der frischen Pilze.
SPRECHERIN:
Alienähnliche Gewächse in dichtem Nebel: Nein, das ist keine Szene aus einem Science-Fiction-Film, es ist eine Pilzfarm in Berlin. Hier werden Sorten angebaut, die sonst aus Asien kommen, zum Beispiel Shiitake-Pilze oder Löwenmähne.
TAYLOR DAVIS (Head of Cultivation Tupu):
Wir versuchen, die Entfernungen vom Anbau bis zum Verbraucher auf etwa 20 Kilometer zu beschränken. Wir produzieren mehr als drei Tonnen Pilze, frische Pilze, die jeden Monat geerntet werden. Diese verkaufen wir an die Gastronomie, an Großhändler und an einige große Supermarktketten.
SPRECHERIN:
Die Lieferzeit von der Farm bis ins Stadtzentrum ist kürzer als eine Stunde. So kommen die Pilze ganz frisch in den Restaurants an.
PETER GEE (Küchenchef Restaurant BRLO):
Die Qualität dieser Pilze ist sehr gut und das gleichbleibend, was gerade in Deutschland sehr schwer zu finden ist.
SPRECHERIN:
Pilze wie diese werden sonst aus Tausenden Kilometern Entfernung nach Deutschland importiert – eine Delikatesse mit schlechter Klimabilanz. Lebensmittel da anzubauen, wo sie auch konsumiert werden – ein Ziel von immer mehr Produzenten. Das spart Platz und Ressourcen. Und das in Großstädten, die oft weit vom nächsten Bauernhof entfernt sind.
PETER GEE:
Diese Qualität vor der Haustür zu haben, ist etwas Seltenes, vor allem in der heutigen Zeit.
SPRECHERIN:
Der Nahrungsmittelsektor ist für rund ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Auf die Produktion und Landnutzung entfallen 24 Prozent und auf den Transport rund sechs Prozent. Eine enorme Belastung für die Umwelt.
TAYLOR DAVIS:
Es entstehen hohe CO2-Emissionen durch die Transportwege, die Lagerung, die notwendige Kühlung und so weiter. Wenn man aber lokal anbaut, wie wir das tun, entfallen alle diese CO2-Emissionen.
SPRECHERIN:
Besonders groß ist der CO2-Ausstoß bei Obst und Gemüse. Viele Sorten müssen über weite Strecken transportiert und dabei gekühlt werden. Die USA, China, Indien und Russland haben den höchsten Anteil an den transportbedingten Emissionen der Lebensmittelindustrie. Beispiel Deutschland: 63 Prozent des Gemüses und sogar 80 Prozent des Obstes wurden 2021 importiert. Die Produkte kommen aus Südeuropa und Übersee, haben also lange See- oder sogar Flugreisen hinter sich. Die reichsten Länder repräsentieren nur einen kleinen Teil der Weltbevölkerung, sind aber für fast die Hälfte der international zurückgelegten Lebensmittel-Kilometer verantwortlich, und damit auch für die Emissionen.
PETER GEE:
Aktuell gibt es viele Restaurants in Berlin, die bewusst lokal denken. Vor allem in Bezug auf die Lieferzeiten und die Lieferentfernung ist das hilfreich. Hier geht es darum, unseren CO2-Fußabdruck zu verringern und so umweltfreundlich wie möglich zu sein. Das ist unser Ziel. Wir versuchen, so viel wie möglich aus Deutschland und aus der Region zu bekommen.
SPRECHERIN:
In der Pilzfarm soll in Zukunft auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. Sie kann helfen Energie zu sparen und Verluste zu minimieren.
TAYLOR DAVIS:
Wir entwickeln KI-Werkzeuge, die Aufnahmen aus unseren Räumen nutzen. So können wir die Pilze rund um die Uhr überwachen und den optimalen Zeitpunkt für die Ernte finden.
SPRECHERIN:
Schätzungen zufolge werden knapp 80 Prozent aller weltweit produzierten Lebensmittel in Städten konsumiert. Sie direkt dort anzubauen – eine schöne Idee. Es gibt nur ein Problem: Würde man überall auf der Welt urbane Landwirtschaft betreiben, wäre der Platzbedarf trotzdem riesig. Um autark zu werden, bräuchte Paris zum Beispiel das Anderthalbfache seiner eigenen Größe an Ackerland.